«Meine Lieblingslektüre»
Artikel in der SonntagsZeitung vom 27. September 1998
Die SonntagsZeitung fragte mich nach meiner Lieblingslektüre. Ich gab folgende Titel an und kommentierte diese wie folgt:
Gerhard Blocher: „Gottes Lachen im Leichenzug der ‹Kirche›“, 1998
Mein Bruder Gerhard hat ein Buch geschrieben mit dem Untertitel „Die Bekehrung Gottes und die Heitere Wendung der Kirche“, ein überaus tröstliches Buch, das mich tief bewegt: Tröstlich zu sehen, wie wir sündigen Menschen uns ganz auf die Gnade Gottes verlassen dürfen und getrost den Mahnfinger einer Propagandakirche und vieler Moralisten mit ihren dauernden „Du sollst“-Sätzen vergessen dürfen.
Ulrich Bräker: „Lebensgeschichte und natürliche Abentheuer des Armen Mannes im Tockenburg“, 1789
Auf literarisch eindrucksvolle Weise schildert sich Ulrich Bräker. Er lässt uns teilnehmen an der Widersprüchlichkeit des Menschen. Seine Geldnöte, seine kleinlichen Streitereien mit der Ehefrau, seine missgünstigen Nachbarn, seine Reiselust, seine zeitweilige Neigung zum Alkohol, seine frömmlerischen Phasen, das ganze Leben tritt uns in seiner ganzen Fülle aus diesem Buch entgegen – und es ist hochaktuell.
Emil Zopfi: „Die Fabrikglocke“, 1991
Emil Zopfi führt in die Geschichte der Glarner Textilindustrie: Fabrikarbeiter, Bauern, Stoffdrucker, Fabrikanten, Handelsreisende, Zeitungsredaktoren, Frauen, Männer, Kinder leben und arbeiten. Was bedeutet Zeit im Menschenleben, was Weitsichtigkeit der Unternehmer im engen Tal, was sind die Auswirkungen der Politik, was die Einflüsse des weltweiten Handels, was die sozialen Veränderungen? Die Fragen bleiben; es gibt nichts Neues unter der Sonne.