Swisscom-Loch: UBS als Vorbild

Kurzinterview mit der „Weltwoche“ vom 15. Oktober 1998

Interview: Dominik Flammer

Gratulation, Herr Blocher, jetzt ist Ihre altbekannte Kritik an den Auslandengagements der Swisscom endlich in den Schlagzeilen. Ein bisschen spät, erst nach der Teilprivatisierung.

Christoph Blocher: Mir wäre es auch lieber gewesen, der Milliardenabschreiber wäre schon früher zur Sprache gekommen. Aber bisher wollte niemand hören…

…selbst die neue Swisscom-Leitung nicht. Sie hält ohne Wenn und Aber an diesen Engagements fest.

Blocher:
Was die Swisscom-Leute heute machen, ist nicht entscheidend. Schlimm ist, dass der Bund über eine Milliarde in den Sand gesetzt hat. Ich will wissen, wieviel genau und wer dafür verantwortlich ist. Denn für diese Verluste müssen die Steuerzahler aufkommen.

Wie so oft argumentieren Sie mit dem armen Steuerzahler. Das riecht nach politischem Kalkül der SVP?

Blocher: Ihr Urteil erinnert mich an den Kreml! So wird Kritik niedergeschlagen.

Haben Sie blaue Aktien gezeichnet?

Blocher: Nein, ich kaufe keine Aktien einer Gesellschaft, bei welcher der Bund die Mehrheit hält.

Warum sagen Sie nicht gleich, dass dies das Problem ist?

Blocher: Der Abschreiber trifft die frühere PTT, nicht die Swisscom. Hätte die Milliarde nicht abgeschrieben werden müssen, wäre die Swisscom beim Börsengang um diesen Betrag mehr wert gewesen. Doch beim Bund gibt es Verantwortlichkeiten. Bei der UBS musste Herr Cabiallavetta nach dem Derivatedebakel den Hut nehmen. Wie ist es in der Politik?

Sie vergleichen Postautos mit Bananen. Bei der UBS geht es um hochriskante Anlageinstrumente, bei der Swisscom sind es Beteiligungen
.

Blocher:
Etwas Spekulativeres als eine Beteiligung einer PTT in Indien gibt es nun wirklich nicht, das weiss jeder Unternehmer. Da liegt ein Hedge Fund einer Bank näher.

Haben Sie bereits vergessen, dass auch Ihre Ems-Chemie in Asien Rückschläge hinnehmen musste?

Blocher: Einbussen im angestammten Gebiet sind normal. Aber meine Gesellschaften haben dort immer Geld verdient. Doch bei den Engagements der Swisscom in Indien oder in Malaysia waren die Verluste vorauszusehen.

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