Basler Fasnacht
Interview mit der Basler-Zeitung vom 8. Februar 2012 mit Herrn Dominik Heitz
BaZ: Herr Blocher, Sie haben schon einige Male das Charivari besucht, bisher aber stets als Zuschauer. Was hat Sie bewogen, nun selber auf die Bühne zu gehen?
Christoph Blocher: Die Organisatoren haben mich gefragt, ob ich komme; es sei jeden Abend ein Politiker anwesend. Zwar haben sie mir gesagt, die Bevölkerung wisse nicht, wer an welchem Abend komme. Aber jetzt habe ich das ja schon in der Zeitung gelesen. Zunächst möchte ich aber sagen: Ich bin ein grosser Freund der Basler Fasnacht; die anderen Fasnachten sagen mir eigentlich nichts.
Was gefällt Ihnen denn an der Basler Fasnacht?
Sie hat Besonderes: Drei Tage der Freude, an denen sich die Leute zeigen und über sich und ihre Verhältnisse so reden wollen, wie es ihnen beliebt. Witzig, kritisch nehmen sie andere und sich selber hoch. Und dass man das kann, ist befreiend. Zudem werden die Leute auf gute Art hoch genommen. Ich bin ja schon viele Male Sujet von Schnitzelbänken gewesen, ich habe aber noch nie einen erlebt, bei dem ich hätte sagen müssen: Das geht nicht, ich gehe nach Hause. Es war immer lustig und mindestens mit einem Körnchen Wahrheit.
Ist Ihnen eine Bank, ein Spruch oder ein Laternenvers über Sie bis heute in Erinnerung geblieben?
Nein, fällt mir gerade nicht ein. Aber ich höre mir gerne Schnitzelbänke an. Wenn ich Zeit habe, höre ich mir sie sogar am Radio an eine der wenigen Sendungen, die ich mir am Radio anhöre. Ich habe Freude am Witz und an der Gestaltung der Bänke und auch an den Sujets: Erst in den letzten beiden Zeilen eines Verses muss das Sujet kommen, oder sogar erst in den letzten beiden Wörtern. Das ist eine Kunst! Im Charivari vor einem Jahr, glaube ich, sagte der eine zum anderen: Was, Schneider-Ammann? Wieso heisst er denn Schneider-Ammann? Ist er den Ammann? Da antwortet der andere: Nein, das ist der Name seiner Frau. Da fragt der erste zurück: Warum heisst er dann nicht Schneider-Am-Frau? In solchen Wortspielen sind die Basler Meister. Die Fasnacht hat natürlich auch etwas Provinzielles.
Inwiefern?
Es stehen sehr viele baslerische Eigenheiten zur Diskussion, die wir als Auswärtige nur schwer begreifen können. Das Drämmli zum Beispiel ist ein nie versiegendes Thema; man hat wirklich den Eindruck, die Basler seien in ihr Tram verliebt. Das hat doch auch etwas rührendes.
Zurück zum Charivari: Was hat Sie bewogen, sich auf der Bühne zu exponieren?
Ich bin angefragt worden, ob ich ans Charivari komme und auch bereit wäre, mitzumachen. Ich weiss bis heute nicht, was ich machen soll; ich habe noch nichts gehört. Es muss also eine Überraschung sein. Ich bin ja ein Thema in Basel – auch wegen der Basler Zeitung. Und da lernt man Basel auch von einer anderen Seite kennen. Und die ist nicht schön, – viel kleinkariertes und Untolerantes zumindest bei einem gewissen Teil der Leute; ich bekomme ja Briefe von beiden Seiten. Und da ist es wohl am besten, wenn man sich zeigt auch auf der Bühne.
Wie oft sind Sie schon an der Fasnacht gewesen?
Schon unzählige Male. Auch schon am Morgenstreich. Und einmal, als Adolf Ogi Bundesrat war, ging ich mit einer Ogi-Larve an die Fasnacht. Ich sagte Ogi, dass ich ihm nachher erzählen werde, wie die Basler über ihn spotten. Als ich dann mit der Ogi-Larve in eine Beiz ging, haben natürlich alle gegrinst – und erst recht, als ich die Larve auszog. Und einmal schaute ich mir auf der Rheinbrücke den Cortège an. Da kam ein Waggis daher und sagte: „Lueg doo, y haa dr es Dääfeli; kaasch jo nüt drfür, dass den uusgseesch wie dr Blocher.“ Das sind doch schöne Erinnerungen.
Werden Sie dieses Jahr auch an die Fasnacht gehen.
Ich habe im Sinn, das „Striggede-Fest“ zu besuchen – den jährlichen Anlass und dafür habe ich auch diesmal eine Einladung bekommen. Ich muss noch schauen ob ich es hinkriege, aber wenn es sich irgendwie einrichten lässt, dann gehe ich. Mit Freuden!