Article

 

30.03.1999

Wir halten an unseren Bedingungen fest

Interview mit der "Tages Anzeiger" vom 30. März 1999 Algroup-Grossaktionär Christoph Blocher über die Gründe, warum die Fusion mit der deutschen Viag gescheitert ist. Mit Christoph Blocher sprach Martin Spieler Herr Blocher, warum haben Sie und Martin Ebner die Algroup/Viag-Fusion platzen lassen? Blocher: Wir haben diese Fusion nicht platzen lassen. Wir waren davon überzeugt, dass der Zusammenschluss Sinn macht, und es gibt keinen Grund, unsere Abmachungen zu ändern. Anders tönt es in München: Die Viag schiebt die Verantwortung für das Scheitern Ihnen und Herrn Ebner zu. Blocher: Wir halten an den im November zwischen der Viag und der Algroup vereinbarten Bedingungen fest. Viag glaubt, diese unter Berufung auf ein Gutachten ändern zu müssen. Doch dafür gibt es keinen Grund. Das von Ihnen erwähnte Gutachten kommt zum Schluss, dass die Viag mehr Wert hat. Dennoch waren Sie nicht bereit, mehr zu zahlen. Haben Sie zu hoch gepokert? Blocher: Nein. Im Laufe unserer Analyse sind wir sogar zum Schluss gekommen, dass wir das Austauschverhältnis zu unseren Gunsten ändern müssten. Das haben wir aber nicht getan. Wir haben Wort gehalten. Warum sind Sie nicht mehr zu weiteren Verhandlungen mit der Viag bereit? Blocher: Wir sind durchaus zu weiteren Gesprächen bereit. Das haben wir der Viag bereits am Sonntag übermittelt. Doch gibt es keinen Grund, vom Austauschverhältnis abzuweichen. Wenn da keine Einigung möglich ist, muss man eine Absage in Kauf nehmen. Gibt es eine Rückkehr an den Verhandlungstisch? Blocher: Wir sind bereit, nochmals über alles zu sprechen. Aber wir halten an unseren Bedingungen fest. Aus Sicht der Deutschen ist die Fusion geplatzt. Sind Sie überrascht, dass der Zusammenschluss nicht zu Stande kommt? Blocher: Damit musste man immer rechnen. Bei Fusionen und schwierigen Verhandlungen gehört dies dazu. Ging es Ihnen nicht allein ums Geld? Blocher: Es ging darum, eine Strategie für eine effiziente, ertragsreiche Firma zu entwickeln. Natürlich muss auch der Wert stimmen. Seit dem letzten Herbst haben Martin Ebner und Sie unzählige Male betont, warum die Fusion für die Algroup das Beste ist. Jetzt sagen Sie das Gegenteil. Sie verlieren das Gesicht. Blocher: Wenn die Deutschen jetzt plötzlich mehr Geld wollen, sehe ich keinen Grund, warum wir darauf eingehen sollten, zumal zwei unabhängige Gutachten unser Austauschverhältnis als fair bezeichneten. Ich bedaure, dass die Fusion gescheitert ist. Man hätte etwas Gutes daraus machen können. Wie geht es jetzt mit der Algroup weiter? Blocher: Da werden wir eine andere Lösung finden, um die Firma zu stärken. Das Unternehmen ist jetzt wieder frei und handlungsfähig. Werden Sie mit einem anderen Partner über einen Zusammenschluss sprechen? Blocher: Das ist eine Möglichkeit - aber nur eine von mehreren. Jetzt ist alles wieder offen. Die Fusion ist gescheitert: Sprang Algroup-Präsident Theodor Tschopp umsonst über die Klinge? Blocher: Er konnte sich mit unserem Vorhaben nicht mehr identifizieren. Er ist freiwillig ausgeschieden. Aber Sie haben Druck auf ihn ausgeübt. Blocher: Nein, weder ich noch Martin Ebner haben auf Theodor Tschopp Druck ausgeübt. Sein sofortiger Rücktritt war allein seine Entscheidung.

15.01.1999

La politica del 21o secolo

Discorso del Albisgüetli del 15 gennaio 1999

01.01.1999

Unsere Politik im 21. Jahrhundert

Albisgüetli-Rede 1999

09.12.1998

Mein Beitrag für die HandelsZeitung vom 9. Dezember 1998

Mein Beitrag für die HandelsZeitung vom 9. Dezember 1998 Volkswahl des Bundesrates - ein Gebot der Zeit In unserem Land hängt alle öffentliche Gewalt von der Volkssouveränität ab; diese verlangt in ihrer konsequenten Ausgestaltung die Wahl der Regierung durch die Regierten. Es entspräche dem Gebot einer sauberen Gewaltentrennung, wenn sich das Parlament auf seine ureigenste Aufgabe - die Gesetzgebung - beschränken würde. Auch ist heute das seit 1848 gültige Gleichgewicht zwischen Volksvertretung (Nationalrat) und Kantonsvertretung (Ständerat) nicht gegeben: der Nationalrat wirft bei der Bundesratswahl 200 Stimmen in die Waagschale, der Ständerat nur 46. Die Volkswahl des Bundesrates stand schon 1848 bei der Schaffung des Bundesstaates zur Diskussion, wurde aber mit einer hauchdünnen Mehrheit von 10 zu 9 Stimmen abgelehnt. Wäre damals die Volkswahl des Bundesrates beschlossen worden, könnten wir uns heute wohl schwerlich eine Alternative vorstellen. In allen Kantonen hat sich die Volkswahl der Kantonsregierungen durchgesetzt. Keinem einzigen Kanton gereichte dies zum Nachteil, nirgendwo vernehmen wir Klagen, es würden nur noch mediengewandte Blender, geschliffene Rhetoriker oder Millionäre in den Regierungen sitzen. Weshalb sollte bei der Bundesregierung nicht funktionieren, was bei den Kantonen zur allgemeinen Zufriedenheit längst funktioniert? Die Vorteile der Volkswahl sind offenkundig Bundesräte könnten den Volkswillen nicht mehr missachten und sich nicht mehr im Ausland für Volksentscheide entschuldigen - denn das Volk wäre ihr Wahlgremium. Verkommene, skandalöse Ränkespiele um die Bundesratswahlen wären nicht mehr denkbar. Der Bundesrat hätte ein Mandat des Volkes und wüsste eine Volksmehrheit hinter sich. Dem Bundesrat würde bewusst, wem er in all seinem Handeln verantwortlich ist: allein dem Schweizervolk. Die Wahl des Bundesrates durch das Volk wäre eine echte Regierungsreform, wirksamer als ein Präsidialsystem, wirksamer als ein paar Staatssekretäre und wirksamer als eine schön tönende neue Bundesverfassung.

02.12.1998

Strategie stimmte von Anfang an nicht

Interview mit der Berner Zeitung vom 2. Dezember 1998 Christoph Blocher bleibt dabei: Der Bundesrat hat schlecht verhandelt, er hätte auf einem viel höheren Transitpreis bestehen müssen. Ob er das Referendum ergreift, will Blocher aber noch offen lassen. Interview: Urs Moser Haben Sie Bundesrat Moritz Leuenberger gratuliert? Christoph Blocher: Ich wüsste nicht wozu. Er hat kein gutes Abkommen ausgehandelt. Das war allerdings auch nicht zu erwarten. Wenn die Strategie von Anfang an nicht stimmt, ist es schwierig, am Schluss noch etwas herauszuholen. Was lief falsch? Blocher: Der erste Fehler wurde ganz am Anfang gemacht, als der Bundesrat seinen Willen zum EU-Beitritt bekundete. Beim Transitpreis hat man zu schnell nachgegeben. Glauben Sie wirklich, dass mehr herauszuholen gewesen wäre? Ganz bestimmt. Die EU hätte bei einem so tiefen Transitpreis ein Festhalten an der 28-Tonnen-Limite akzeptiert. Die Schweiz hat aber gleich beides preisgegeben, die Gewichtslimite und den Transitpreis von 600 Franken. So kommt der Güterverkehr nicht auf die Schiene. Werden Sie das Referendum ergreifen? Blocher: Das lässt sich noch nicht sagen. Dass das Verkehrsabkommen so schlecht herauskommt, war ja zu erwarten gewesen. Es kommt jetzt auf das Gesamtpaket an, vor allem auf das Dossier Personenverkehr. Das klingt immerhin versöhnlicher als auch schon. Früher haben Sie gesagt, ein Transitpreis unter 600 Franken sei inakzeptabel. Blocher: Das ist auch heute meine Auffassung. Ich gebe zu: Wenn die Linke und die Grünen ihre Position preisgeben und mit der Wirtschaft zusammen antreten, ist auf der Verkehrsseite wahrscheinlich nicht mehr viel zu machen. Aber noch einmal: Am Schluss ist das Gesamtpaket zu beurteilen und über ein Referendum zu entscheiden. Ich bin nicht bereit, zum vornherein das Versprechen abzugeben, ein schlechtes Ergebnis zu akzeptieren. Sie als EWR-Gegner haben den Bundesrat ja auf den Weg der bilateralen Verhandlungen verwiesen. Können Sie es sich überhaupt leisten, jetzt ein Abkommen zu blockieren? Blocher: Natürlich. Es gab auch Nachteile durch das EWR-Nein, aber die sind fast alle durch bilaterale Verträge ausgemerzt worden, die bereits in Kraft sind. Und die Swissair ist auch nicht zugrunde gegangen. Die Schweiz ist nicht auf einen schnellen Abschluss der Verhandlungen angewiesen. Bei den Hauptpunkten, die noch offen sind, Landverkehr und freier Personenverkehr, geht es um die Interessen der EU. Für die Schweiz sind diese Abkommen von untergeordneter Bedeutung.