Eine innovative Platzierung
Interview mit « Stocks » vom 10. Januar 2003
Von Daniel Krähenbühl
Stocks: Der Entscheid gegen ein Going Private widerstrebt Ihnen offensichtlich.
Christoph Blocher: Mir läge es viel näher, die Firma von der Börse zu nehmen. Wir könnten die Firma in den nächsten Jahren auch problemlos alleine führen. Im Interesse der Firma muss dies aber sein, um ein Wachstum, eine nachhaltige Gewinnentwicklung und eine langfristig solide Situation zu gewährleisten.
Kontrolle ist offenbar etwas sehr Wichtiges für Sie.
Christoph Blocher: Ja. Es hätte die Krisen in diversen grossen Firmen nicht gegeben, wenn diese starke Aktionäre gehabt hätten. Wenn es von der Expansion her nicht anders geht, bin ich bereit, meinen Aktienanteil unter 50 Prozent abzubauen. Man kann auch mit 40 oder 30 Prozent noch eine wichtige Verantwortung tragen. Ems muss aber einen beherrschenden Aktionär behalten, das ist ihre Stärke.
Haben Sie sich deshalb für eine Einheits-Namen und nicht für eine Inhaber-Aktie entschieden?
Christoph Blocher: Ja. Man weiss halt bei einer Namenaktie ,wer die Aktionäre sind. Der Entscheid ist aber nicht in Stein gemeisselt.
Sie wollen die Aktien « innovativ platzieren ». Was heisst das?
Christoph Blocher: Das Stupideste wäre, wenn wir morgen die Aktien auf den Markt werfen würden. Zum momentanen Kurs werden wir das sowieso nicht tun. Eine Möglichkeit wäre eine Versteigerung. Vielleicht gibt es aber auch noch ganz andere Formen. Wir müssen uns das in den nächsten Monaten noch überlegen, um dann Mitte Jahr für eine Platzierung bereit zu sein, die dem Aktionär möglichst viel bringt und steueroptimiert ist.
Welcher Verkaufspreis schwebt Ihnen vor?
Christoph Blocher: Ems hat zwar keine schlechte Kursentwicklung gemacht. Aber im Moment sind die Aktien allgemein weit unten. Jetzt muss man Titel kaufen und nicht verkaufen.
Aber Sie beginnen noch in diesem Jahr mit dem Verkauf Ihrer Aktien?
Christoph Blocher: Bei so tiefen Kursen sicher nicht. Es besteht auch keine Notwendigkeit.
Was bringt Ems als breite Publikumsgesellschaft den Aktionären?
Christoph Blocher: Die Vorzugs-Stimmrechte fallen weg. Wenn ich meinen Anteil auf 50,1 Prozent abbaue, haben die anderen Aktionäre einen massiven Einfluss auf die Firma. Und die Investoren wissen gleichzeitig, dass sie nach wie vor
einen starken Aktionär haben, der auf ihre Vermögenswerte achtet.