02.10.2012
Interview im Tages Anzeiger vom 2. Oktober 2012 mit Herrn Matthias Chapman
Herr Blocher, Ihr Parteikollege Peter Spuhler hat sich für das Unternehmen und gegen die Politik entschieden. Hätte er es auch andersrum tun können?
Nein. Zumindest nicht als Besitzer und Chef eines Unternehmens dieser Grössenordnung. In der Politik ist man leichter ersetzbar, als man es als Unternehmer ist. Vor allem dann, wenn es ihn im Unternehmen besonders braucht. Und das ist bei Spuhlers Unternehmen offenbar der Fall.
Sie standen früher als Nationalrat und Patron von Ems Chemie in einer ähnlichen Situation wie Spuhler. Hatten Sie auch manchmal das Gefühl, sich für eines entscheiden zu müssen?
Natürlich kam das vor, wir hatten auch schwierige Zeiten. Aber vermutlich ist die Lage bei Peter Spuhler nun noch etwas fordernder.
Aber Sie hätten sich nie gegen die Politik entschieden.
Auch bei mir wäre das Unternehmen vorgegangen. Ich sagte mir sogar als Bundesrat, wenn es mit dem Unternehmen nicht geht, trete ich zurück.
Das glaubt Ihnen aber niemand.
Auch als Bundesrat ist man leichter ersetzbar, denn als Unternehmer.
Ein Unternehmer muss doch auch eine Nummer zwei haben, welche das Geschäft führen kann.
Peter Spuhler wagt sich nun nach Asien. Ich kenne dieses Geschäft, wir sind mit der Ems nun seit Jahren dort tätig. Wenn sie in Asien verhandeln wollen muss der Eigentümer eines Unternehmens - also der Unternehmer - dorthin gehen. Etwas salopp gesagt: Es reicht nicht, wenn sie den Schmidli schicken, der Schmid muss antraben.
Haben Sie Spuhler versucht von seinem Entscheid abzubringen?
Er hat mich zwar nicht gefragt. Aber ich hätte sofort gesagt, wenn er nicht anders könne, müsse er sich für sein Unternehmen entscheiden. Das war ja damals auch so bei Walter Frey.
Ist es heute gar nicht mehr möglich, Unternehmer und Parlamentarier zu sein?
Klar ist das noch möglich. Aber es ist zunehmend mit Schwierigkeiten verbunden. Es ist unglaublich, wie sich das Parlament verbürokratisiert hat. Die Zunahme an Arbeit in den letzten acht Jahren, indenen ich nicht mehr im Parlament war, ist frappant. Viel Leerlauf. Bei dieser Anzahl von Sitzungen kann man unmöglich mehr immer dabei sein.
Wo orten sie die Gründe dafür?
Bei der Entschädigung. Zwischen Fr. 130'000 und Fr. 150'000 gibt es inzwischen für ein Mandat im Parlament. Das führt zu Berufspolitikern. Da schafft man sich die Arbeit mit immer mehr Sitzungen und Papieren selber.
Das sagen Sie!
Ich höre oft, Politik werde immer komplizierter. Das ist doch dummes Zeug. Das politische Geschäft ist grundsätzlich dasselbe, wie vor 50 Jahren. Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt, ein Parlamentarier-Amt dürfe maximal 1/3 sein. Jetzt aber gehen wir Richtung Berufsparlament. Das ist nicht gut. Die Schweiz braucht das Milizsystem auch in der Politik.
Ruedi Noser, auch ein Unternehmer, spricht von einem 50-70-Prozent-Mandat. Da kann man schlecht noch eine Firma mit 500 Arbeitnehmern führen.
Darum sind es ja auch die Unternehmer, welche im Parlament am meisten fehlen. Aber wir brauchen die Erfahrung solcher Leute unbedingt. Aber ein Opfer ist es so oder so.
Mit Peter Spuhler verlieren sie Ihren Gegenspieler in der Partei. In Sachen Personenfreizügigkeit waren Sie nicht gleicher Meinung.
Wir waren nicht Gegenspieler. Aber es gab Meinungsverschiedenheiten. Bei der Personenfreizügigkeit dachte ich als Unternehmer langfristig. Ich sah den Wirtschaftsstandort Schweiz als Ganzes und auf lange Frist. Mit der Personenfreizügigkeit droht eine Zuwanderung in die Sozialsysteme. Dass ein Unternehmer in erster Linie an sein eigenes Geschäft denkt, kann ich zwar nachvollziehen. Ich war auch Unternehmer, habe auch davon profitiert. Wir alle haben davon profitiert. Ich habe Peter Spuhler sogar gesagt, er hätte kurzfristig schon recht. Aber die Rechnung bekommen wir später serviert. Und die wird uns nicht gefallen.
Differenzen hatten Sie mit Spuhler auch bei der Euro-Franken-Untergrenze.
Als ich jung war, dachte ich wie er. In den 80er-Jahren war ich für einen festen Wechselkurs. Heute bin ich geprägt von meinen frühen Erfahrungen bei Ems. Ich war Protokollführer, als man den festen Wechselkurs preisgab. Der Kurs fiel auf einen Schlag von 4.30 Franken auf 3.80 Franken. Damals schrieb ich das Verwaltungsratsprotokoll, wonach neue Standorte ausserhalb des Landes zu suchen seien, weil Ems sonst nicht mehr exportieren könne. Was ist seither geschehen? Die Ems blühte auch mit einem starken Standbein in der Schweiz auf - dies bei einem Dollar unter einem Franken und über 90% Exportanteil. Sehen Sie, die Dinge entwickeln sich manchmal viel besser als befürchtet. Im Übrigen hat Peter Spuhler seine frühere Forderung nach einer Untergrenze von 1.30 bis 1.40 fallengelassen.
Ihre Partei wird derzeit von Turbulenzen kräftig durchgeschüttelt. Kommt der Rücktritt Spuhlers zum falschen Zeitpunkt?
Ich merke nichts von Turbulenzen. Die Sache mit Bortoluzzi ist doch ein Streit unter Männern, wie es ihn immer wieder gibt. Da ist ein paar Wochen dicke Luft, und dann wird die Sache beigelegt. Der Fall Zuppiger ist für uns natürlich sehr ärgerlich. Dass ein Parlamentarier wegen Betrugs bestraft wird, kann aber in jeder Partei vorkommen. Wichtig ist, dass man handelt. Das hat die SVP getan. Die Kampfkraft ist da. Wir bekommen mit Gregor Rutz und Verena Herzog zwei neue gute Fraktionsmitglieder.
Natalie Rickli musste sich wegen Erschöpfung zurückziehen. Verlangt die Partei zuviel?
Nicht die Partei - die Doppelbelastung verlangt viel. Die Jungen haben es generell sehr schwer, sich zu entlasten. Die meisten von ihnen sind ständig präsent in den neuen Medien. Da strömt ununterbrochen Kritik auf sie ein. Ich halte mich da raus. Twitter und Facebook sind mir fremd.
Dann haben Sie auch nichts von der Amnesty-Kampagne, wo sie und Bundesrat Ueli Maurer als Asylant dargestellt werden, mitbekommen?
Weil ich keine Medien konsumiere, geht das an mir vorbei. Ich hatte seit Tagen Anfragen deswegen. Die landeten alle im Papierkorb. Erst gestern Abend sagte ich zu meiner Tochter, sie solle mir dieses Video doch einmal zeigen.
Und?
So ein Kako. Und einer solchen Organisation soll man noch Geld geben! Das Markenzeichen von Ueli Maurer ist doch gerade, dass er keine Haare hat. Aber Spass beiseite: Weil ich mich eben gerade nicht jeder Regung für oder gegen mich stelle, kann ich mir mehr Raum verschaffen. Das ist es, was vielen Jungen noch fehlt.
26.08.2012
Interview in der NZZ am Sonntag vom 26. August 2012 mit Herr Daniel Friedli
Die Beschaffung der neuen Kampfjets gibt weiter zu reden. Was sagen Sie dazu?
Das ist doch selbstverständlich. Ich nehme zur Kenntnis, dass die kritische Kommission, die Beschaffung des Gripen trotz grosser Risiken nicht ausschliesst. Jetzt muss man warten mit dem Entscheid bis die Vorlage kommt.
Die Kommission schreibt, es gebe grosse technische, finanzielle und politische Risiken. Ist ein Kauf unter diesen Umständen zu verantworten?
Eine solche Beschaffung ist stets mit technischen, finanziellen und politischen Risiken verbunden. Ob sie tragbar sind, wird die Botschaft zeigen. Der Bundesrat hat dies darzulegen. Können die Schweden wirklich liefern? Wann ist der Jet fertig entwickelt? Welche Garantien bekommen wir? Und so weiter. Gestützt auf die Botschaft des Bundesrates wird dann zu entscheiden sein, ob die Risiken tragbar sind. Sind diese tragbar, können wir den Gripen kaufen. Wenn nicht, ist eine Alternative zu wählen.
Wie schätzen Sie denn die Situation ein?
Natürlich sind Zweifel da. Das ist auch gut so, denn nun kann offen debattiert werden. Wir müssen die Nerven haben, das Ende der Verhandlungen abzuwarten. Die Linke ist gegen die Armee also sind ihre Motive bei der Ablehnung des Gripen nicht zu beachten! Wer keinen Luftschirm will, kann den Jet nicht auswählen. Wir bitten auch nicht Vegetarier zu bestimmen, welches Fleisch wir essen sollen.
Ist es nicht vielmehr so, dass Sie gute Miene zum risikoreichen Spiel machen müssen, weil SVP-Bundesrat Ueli Maurer dafür verantwortlich ist?
Nein. Wenn es notwendig ist, tritt die SVP auch gegen eigene Bundesräte an, das haben wir zur Genüge bewiesen. Die SVP-Fraktion hat auch noch keinen Entscheid getroffen. Bis jetzt gibt es keinen Grund, das Verfahren abzubrechen.
Trotzdem bleibt der Eindruck, es wurde gemurkst, getrickst und gar gelogen, damit die Wahl auf den Gripen fallen konnte.
Ich erlebe nun schon die vierte Flugzeugbeschaffung, und auch diese läuft nach gewohntem Drehbuch. Es wird lobbyiert, gekämpft, verdächtigt, verunglimpft und skandalisiert. Letztlich ist es aber, wie wenn eine Familie ein neues Auto kauft: Alle streiten und reden mit, bis der Vater einmal sagt: «Wir können uns keinen Rolls-Royce leisten, wir nehmen den Kleinwagen.» Gäbe es keine finanziellen Schranken, würde die Schweiz wohl nicht den Gripen beschaffen. Denn dieser ist von der Leistung her den Konkurrenten unterlegen. Wir kaufen aber nicht das Beste, sondern das Mögliche. Und selbst die Verantwortlichen der Luftwaffe erklären, der Gripen genüge den Ansprüchen der schweizerischen Landesverteidigung.
Allerdings nur mit Vorbehalten
Vorbehalte gibt es immer. Selbstverständlich möchte die Luftwaffe lieber den besten, d.h. aber auch den teuersten.
Ist es aus militärpolitischen Gründen besser, mit Schweden zusammenzuarbeiten als mit Frankreich oder Deutschland?
Als kleines, neutrales Land hat Schweden auch seine Vorteile. Dennoch hat der Bundesrat eine grosse Chance vertan. Er hätte die Beschaffung mit anderen strittigen Fragen verknüpfen müssen. Es ist unverständlich, dass die Schweiz z.B. mit Deutschland ein Steuerabkommen und einen Luftverkehrs-Staatsvertrag aushandelt, ohne die Jet-Beschaffung mit dem Eurofighter in die Waagschale zu werfen. Der Bundesrat hätte auch schauen müssen, dass die USA mit ihren F/A-18 im Offertverfahren bleiben. Wäre man mit USA oder Deutschland einig geworden, dann wäre wohl im leidigen Bankenstreit, Steuerstreit, Flughafen etc. viel herauszuholen gewesen. International richtig Verhandeln heisst immer verknüpfen, verknüpfen, verknüpfen....
01.08.2012
Ansprache von Nationalrat und a.Bundesrat Christoph Blocher, gehalten am 1. August 2012
Manuskript für die 1. August-Reden 2012 im Degenried (Zürich) und Reinach /AG)
Es gilt sowohl die mündliche wie die schriftliche Fassung. Der Redner behält sich vor, stark vom Manuskript abzuweichen.
Wie feiert die Schweiz Geburtstag?
In gut eidgenössischer Tradition!
D.h. bescheiden, in zahllosen Gemeinden, Quartieren, mit kurzen Festansprachen, Höhenfeuern, mit Landeshymne, in Freude, in Dankbarkeit!
Eine zentrale staatliche Feier mit viel staatlichem Pomp mit Auftritten der Regierung wäre unschweizerisch.
Die Geburtstagsfeiern zeigen: Die Schweiz ist unten entstanden. Im Zentrum des Landes steht das Unten: Die einzelnen Bürger, die Familie, die Gemeinde, der Kanton. Nicht die Zentralregierung, nicht die Classe politique, nicht Protzerei, nicht staatliche Machtdemonstration zählt. Jede Feier ist stellvertretend die Feier für das ganze Land.
Warum feiern wir 1291?
"Arglist der Zeit"
Bundesbrief 1291: Wille zur Unabhängigkeit und Selbstbehauptung
Bundesbrief = Freiheitsbrief!
- 25 cm hoch 32 cm breit
- eine Pergamentseite
- Beginn: "Im Namen Gottes Amen"
- (heute in der BV "im Namen Gottes des Allmächtigen")
Landsleute der Innerschweiz schwören:
- in Zukunft keine Fremdherrschaft zu dulden
- keine fremden Richter (Obrigkeit)
- keiner solle straflos gegen Ruhe und Ordnung vorgehen
hohe charakterliche Anforderungen an die "Richter", d.h. an die Obrigkeit
1291: nach dem Tod des Habsburgers Rudolf II waren die Zeiten in Europa bewegt. Die bis anhin verliehenen Freiheitsrechte für die Talschaften rund um den Gotthard waren bedroht. Fremde Mächte – damals Habsburg – wollte sich diese Schweiz unterjochen, fremd bestimmen; sagen, was in diesen Gebieten zu tun sei! Dieser äussere Druck bewirkte ein Zusammenstehen mit Schwur, ein Bündnis zu schmieden für
- Freiheit
- gegen fremde Richter
- für Selbstbestimmung
- gegen Steuervögte
- für Eigenverantwortung
- für Ordnung und Ruhe
Zeichen der Zeit
Mit Recht wird dieser Bundesbrief von 1291, dieser Freiheitsbrief, als Geburtsurkunde unseres Landes bezeichnet. Beschlossen in der Arglist der Zeit.
Doch solche arglistige Zeiten erlebte die Schweiz in ihrer über 720-jährigen Geschichte mehrmals. Meist, weil die "Regierenden versagten. Und leider müssen wir heute wieder sagen: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne!". Und so fragen wir besorgt: Werden wir auch in Zukunft Grund zur Dankbarkeit haben, denn immer wieder konnte sich die Schweiz behaupten und ihre Freiheit verteidigen. Dafür sind wir unseren Vorfahren dankbar. Für das Erreichte dürfen wir dankbar sein.
Aber beschäftigen wir uns nicht zu lange mit der Geschichte. Wie 1291 trachten auch heute Grossmächte danach, die Eigenständigkeit der Schweiz einzuschränken. Und – wie oft in der Schweizer Geschichte – ist gerade die Obrigkeit, welche die Freiheit, Unabhängigkeit, den Sonderfall, verteidigen sollte, nicht bereit, für das Land hinzustehen. Die Führungslosigkeit und Oberflächlichkeit der leitenden Personen sind Grund zur Sorge.
Auch wenn es nicht offen gesagt wird: Regierung, Bundesverwaltung und die Mehrheit des Parlaments sind bereit, die Unabhängigkeit, Freiheit, Volksrechte, Selbstbestimmung, Neutralität preiszugeben, um die Schweiz in die EU einzugliedern – und damit diese 721-jährige Schweiz aufzugeben! Nicht dass sie dies zugeben würden, aber es ist eine Tatsache!
Kampf für die Freiheit – Gebot der Stunde!
dank unserer besonderen Staatsform
dank der stärkeren Mitsprache der Bürger
aber noch vielmehr: dank der Misswirtschaft der grossen staatlichen Machtgebilde wie USA und der EU hat die Schweiz an Attraktivität gewonnen. Zehntausende wollen in der Schweiz arbeiten. Die Wirtschaft wächst. Die Schweiz gilt als Hort der Stabilität. Sie ist gesucht! Dank der stärkeren Mitsprache der Bürger konnten bis anhin die Politiker weniger Dummheiten machen als im Ausland.
Und man sollte meinen, es fiele den Verantwortlichen nicht schwer das zu verteidigen.
Aber, weit gefehlt: Die Classe politique zeichnet sich aus durch Kleinmut, nachgeberischen Verhaltens. Sie hat das Wesen der Schweiz vergessen, aus Bequemlichkeit Minderwertigkeitsgefühl oder Grössenwahn.
So will sie den Grossen nacheifern, wohl wissend, dass dies für die Schweiz schädlich, ja letztlich den Untergang bedeutet, aber für die persönlichen Interessen der Verantwortlichen nützlich wäre.
Nur so ist es zu erklären, dass sich die Schweiz in unbegreiflicher Weise in einen globalen "Wirtschaftskrieg" verwickeln liess. Schlachtfelder sind: Bankkundengeheimnisse, die tieferen Steuern in der Schweiz, Solidaritätsbeiträge für Staaten, die sich mit Schulden alles leisteten und zwar in Milliardenbeträgen.
Erhöhung von Entwicklungshilfe, Asylmisswirtschaft, massiv steigende Kriminalität, Korruptionszunahme etc. etc. entspringen diesem Geist.
Widerstand oder Anpassung? Das war die dauernde Frage in der 721-jährigen Geschichte der Eidgenossenschaft.
Doch Bundesverwaltung und Regierung kennen diese Frage nicht mehr. Für sie gilt nur noch Anpassung.
Dass sie die Schweiz in die EU einverleiben wollen, das getrauen sie sich zwar nicht zu sagen, (denn auch in Bundesbern hat man gelesen, dass lediglich nur noch 17 % der Schweizer Bevölkerung dieses Ziel gutheissen!) Also geschieht es hinten herum. Man arbeitet im Dunkeln, verschweigt, beschönigt, schwindelt, lügt. Nachgeben, anpassen ist die Devise:
Man lieferte den USA Dokumente von Bankkunden aus: Ein rückwirkender, schwerwiegender Rechtsmissbrauch. Dann brachen die Dämme: Erpressung folgte auf Erpressung. Grundsatz- und führungslos faselt man von Abgeltungssteuern, "Weissgeldstrategie", direktem Informationsaustausch. Zugeständnisse reihen sich an Zugeständnisse. Das Einknicken ist für die Bundesräte zur täglichen Gymnastikübung geworden.
Die Schweizer Regierung tritt im Ausland als eine schwache Regierung auf. Sie erweckt nicht nur den Eindruck, dass sie die Interessen anderer Staaten besser vertritt als die der Schweiz, sondern es ist so.
Daher wird schlecht verhandelt. Man gibt sofort nach, auf leisesten Druck hin wird "nachgebessert": (Man beachte die Sprache: Schweizer reden von "Nach-Besserung", was zum Nachteil der Schweiz und zum Vorteil des fremden Staates gereicht. An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen!)
EU-Beitritt vor der Tür
Ohne dass es die Bevölkerung realisiert, werden die freien Schweizer plötzlich zu "Knechten" ausländischer Fiskalpolitiker.
Es passt ins Bild, dass Tausende von Bankangestellten der Willkür ausländischer Staaten preisgegeben werden. Die Banken, verraten ihre Mitarbeiter mit der ausdrücklichen Zustimmung der Finanzministerin: Alle wissen: Sie verletzen schweizerisches Recht und die Souveränität. Ungestraft handelt der Bundesrat gegen Gesetz und Verfassung.
Wollen wir wirklich in die Knie gehen, wenn die fremde Kavallerie droht oder wenn der frühere Präsident der deutschen SP (Herr Müntefering), sich zurücksehnt indem er drohte: früher habe man "für solche Fälle (wie die Schweiz) die Armee geschickt"?
Aber der entscheidende Schachzug wird jetzt in Bern vorbereitet: Heimlich in den Hinterzimmern:
Der Bundesrat, und noch viel mehr seine Beamten, haben der EU versprochen, auf das Begehren, in Zukunft das künftige EU-Recht zu übernehmen, und der Forderung nach fremden Richtern entgegen zu kommen. Man gibt schon nach, bevor man verhandelt.
So soll – ohne dass es die Bürger merken – der EU-Beitritt unausweichlich gemacht werden. Damit folgen zwangsläufig: fremde Herren, fremde Richter, fremde Vögte, Unfreiheit, staatliche Willkür, der Boden für Arbeitslosigkeit und Armut, für Knechtschaft statt Freiheit.
Rückbesinnung auf den Bundesbrief
Doch so weit darf es nicht kommen!
Die Bürger sind aufgerufen, das Heft in die Hand zu nehmen.
Die Schweizer haben sich in der "Arglist der Zeit" oder besser – der Classe politique – auf die Werte des Bundesbriefes zu besinnen: Es braucht Bürger, welche hinstehen um
- in der heutigen Arglist der Zeit Widerstand zu leisten
- den Rütlischwur zu erneuern
- den Kleinstaat Schweiz zu stärken.
Auf dass die Schweiz
- im Namen Gottes des Allmächtigen frei sei
- ohne fremde Obrigkeit,
- ohne Kolonialherren, die Recht setzen über die Köpfe ihrer Untertanen,
- die Volksrechte und Neutralität schütze.
Überwindung von Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit im Wohlstand
Wir alle wissen – der Schweiz geht es heute besser als den anderen Staaten.
Unter anderem auch weil die Schweiz bis heute die Werte des Bundesbriefes hochhielt:
Unabhängigkeit (Nicht-Mitglied der EU), Selbstverantwortung, weniger Schuldenwirtschaft dank vielen obligatorischen Volksbefragungen.
Aber, weil es der Schweiz heute gut geht, ist sie auch gefährdet. Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe guter Tagen.
Die schweizerische Besonderheiten werden von der Bevölkerung als selbstverständlich hingenommen. So merken viele Schweizer nicht, wie am Ast gesägt wird, auf denen sie hocken:
Darum sei am 1. August den Bürgern zugerufen:
- Wachet auf!
- Wehrt Euch für Euer Freiheitsrecht!
- für Ruhe und Ordnung!
Zuversicht
Oft in der Schweizer Geschichte haben wir das Versagen von führenden Familien und Regierungen erlebt. Aber immer wieder ist es von unten durchgerochen, von unten, das in Wirklichkeit in unserem Staate oben ist. Ich glaube, diese Kräfte werden sich durchsetzen. Erinnern Sie sich an die Abstimmung vor 20 Jahren? Nach einer beispiellosen Kampagne durch alles, was Rang und Namen hatte, leisteten die Volks- und Kantonsmehrheit Widerstand gegen die anpasserischen Kreise, die die Schweiz zuerst in den Europäischen Wirtschaftsraum und dann in die EU führen wollten. Es war ein schwerer Entscheid für die Bürger, weil Bundesrat, Parlament, alle Kantonsregierungen, die Economiesuisse, den Untergang des Landes voraussagten, wenn die Schweiz selbständig bliebe.
In einer damals schweren, wirtschaftlichen Rezession hatte die Schweiz – d.h. die Bürgerinnen und Bürger, nicht die Regierenden, nicht die Classe politique, nicht die organisierte Wirtschaft – nein, das Volk, die Stimmbürger, der Souverän hatte die Kraft, Nein zu sagen.
Auch heute gilt Wache zu halten. Nicht die Institutionen des Landes sind veraltet oder schlecht. Aber die, die sie bekleiden, müssen zur Vernunft gebracht werden.
Wir wollen keine Classe politique, die den Rechtsstaat und das Land verrät.
Nur so wird das Land auch wirklich in Frieden, Freiheit und Wohlfahrt leben.
Wir wollen auch die kommenden Geburtstagsfeiern in Freiheit und Dankbarkeit feiern können.
Schauen und hören Sie hinaus in die Welt. Sie werden sehen, dass Jakob Burckhardt recht hatte:
"Der Kleinstaat ist vorhanden, damit ein Fleck auf der Welt sei, wo die grösstmögliche Quote der Staatsangehörigen Bürger im vollen Sinne sind... Denn der Kleinstaat hat überhaupt nichts, als die wirkliche tatsächliche Freiheit, wodurch er die gewaltigen Vorteile des Grossstaates, selbst dieses Machtideal, völlig aufwiegt."
Zuversichtlich auf diese tiefe innere Kraft des Volkes – nicht der Regierung – hoffend, wünsche ich Ihnen allen einen schönen Tag.
1-August-Gedanken_2012.pdf