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10.03.1998

«Das gönne ich meinen Gegnern nicht»

Interview mit dem "Berner Oberländer" vom 10. März 1998 Interview: Rolf Hafner, Chefredaktor des Berner Oberländer, Spiez Herr Blocher, wollen Sie Nachfolger von Adolf Ogi als Bundesrat werden? Christoph Blocher: (lacht). Nein, da habe ich keine Ambitionen. Die Frage stellt sich aber nach Ihrem Vorstoss, den Bundesrat künftig durch das Volk wählen zu lassen. Blocher: In den 18 Jahren, in denen ich nun Nationalrat bin, stellte ich fest, dass wir beim Wahlverfahren für den Bundesrat etwas ändern müssen. Denn es ist zu einer unappetitlichen Verfilzung zwischen National-, Stände- und Bundesrat geworden. Das sah man zum Beispiel im Fall von Frau Dreifuss, als man ihre Schriften in einer Nacht- und Nebelaktion nach Genf schickte - nur um die Kantonsklausel einhalten zu können. Das ist ein verkommenes Spiel. Zweitens fühlt sich der Bundesrat nach der Wahl gar nicht dem Volk verpflichtet, sondern dem Parlament als Wahlorgan. Eine Wahl durch das Volk würde auch eine bessere Gewaltentrennung und einen stärkeren Bundesrat geben. Zudem könnte sich die Landesregierung nicht mehr im Ausland für einen Volksentscheid entschuldigen, wie das jetzt der Fall ist. Bei einer Volkswahl stünden Sie in der Kandidatenliste ganz oben. Würden Sie sich überhaupt zur Verfügung stellen? Blocher: Ich will nicht Bundesrat werden, aber sollte ich tatsächlich gewählt werden, ist es klar, dass ich das Amt annehmen würde. A propos Bundesrat: In einem Interview Ende Dezember fragten wir Adolf Ogi, was er sich 1998 von Ihnen persönlich wünsche. Was denken Sie, hat er geantwortet? Blocher: Wahrscheinlich, dass ich weniger gegen den Bundesrat antreten soll. Nein, er sagte: "Ich wünsche mir von Herrn Blocher mehr Bescheidenheit im Erfolg." Blocher: So! Also weniger Erfolg, heisst das. Nun gut . . . (überlegt). Also ich wünsche ihm viel Erfolg. Was haben Sie sich selbst für 1998 vorgenommen? Blocher: Nichts, denn der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. In Reichenbach referieren Sie zum Thema "Schweiz - wohin?". Können Sie ganz kurz zusammenfassen, wohin unser Weg Ihrer Meinung nach mit der EU geht? Beziehungsweise ohne sie? Blocher: Ich werde versuchen, die Schwächen und Stärken der Schweiz aufzuzeigen. Vor allem werde ich auf unsere Chancen in der Zukunft eingehen und darlegen, dass diese am grössten sind, wenn wir auf uns selbst gestellt sind. In der Schweizer Geschichte ist es noch nie gut herausgekommen, wenn wir meinten, uns mit ausländischen Mächten verbünden zu müssen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Herr Blocher, Sie sind wohl der beliebteste Politiker der Schweiz - und gleichzeitig der unbeliebteste. Wie gehen Sie mit diesem Wechselbad der Gefühle um? Blocher: Es ist das Schicksal aller Persönlichkeiten, die Leute nicht kalt zu lassen und neben viel Zustimmung auch viel Kritik auszulösen. Trotzdem: Liegt Ihnen dieser süss-saure Eintopf nicht manchmal schwer auf dem Magen? Blocher: Wenn man konsequent zu seiner Meinung steht, kann man nicht von allen Seiten Zustimmung erwarten. Entscheidend ist vielmehr, dass man respektiert wird ? auch von den Gegnern. Mehr kann man nicht erwarten. Gottfried Keller sagte einmal: "Wer als Politiker in der Demokratie Dank erwartet, ist nicht würdig, dem Land zu dienen." Und so ist es. Was sagen Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, mit Ihrer holzschnittartigen Politik unser multikulturelles Land langsam aber sicher auseinander zu dividieren? Blocher: Das ist einer dieser hilflosen Vorwürfe, wenn den andern nichts Konstruktives in den Sinn kommt. Es wird auch etwa gesagt, "der Blocher ist schon recht, aber er hat eine unmögliche Art". Mit dieser Art muss ich armer Kerl halt leben - und politisieren. Entscheidender ist aber der Standpunkt. Und darin unterscheide ich mich von den Wunderknaben mit dem ach so guten Stil. Welche Kritik ertragen Sie nicht? Blocher: Verunglimpfungen und Beschimpfungen sehe ich in erster Linie als Zeichen, dass der andern Seite die Argumente ausgegangen sind. In diesem Sinn kann ich heute mehr einstecken als früher. Aber Freude daran habe ich noch immer nicht. Ich bin schliesslich kein Masochist. Gerade der Vorwurf, die Schweiz zu spalten, trifft mich sehr. Ich habe dieses Land doch gern. Gab es auch schon Momente, in denen Sie sich fragten: Warum tue ich mir all das an ... es reicht mir, ein erfolgreicher Unternehmer zu sein ... sollen doch die andern den "Gring" in der Politik herhalten... Blocher: Selbstverständlich hinterdenke auch ich meine Position immer wieder und habe grosse Zweifel. So wirken Sie aber kaum einmal... Blocher: Hoffentlich, denn ich könnte ja gar nicht aufhören. Warum? Blocher: Weil ich diese Freude meinen Gegnern nicht gönne. Und deshalb kandidieren Sie auch für die nächsten Nationalratswahlen? Blocher: Ja, ich habe es vor. Was könnte Sie veranlassen, der Politik doch den Rücken zu kehren? Blocher: Wenn es meine Gesundheit oder meine Kräfte nicht mehr erlauben würden. Denn Sie können sich vorstellen, dass die Leitung eines Unternehmens mit 2500 Mitarbeitern auch einiges an Energie beansprucht. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, dass sich meine politischen Ziele durchgesetzt hätten. Dann würde ich sofort zurücktreten. Kürzlich beklagten Sie sich, die ganzen Schweizer Medien seien gegen Sie. Welche Zeitungen lesen Sie denn? Blocher: Ich lese relativ viel in Zeitungen, weil wir zuhause weder einen Fernseher haben noch Radio hören. Neben der NZZ und dem Tages-Anzeiger orientiere ich mich auch in der Lokalpresse, in meinem Fall ist das die Zürichsee-Zeitung. Und dann bekomme ich immer wieder Artikel zugeschickt. So zum Beispiel einen Leserbrief aus dem "Berner Oberländer"... (Christoph Blocher schmunzelt; im betreffenden Brief ärgerte sich ein Leser masslos über einen Kommentar dieser Zeitung, in dem der Zürcher Nationalrat wegen seines Umgangs mit der Berner SVP angegriffen wurde; Anmerkung der Redaktion) Ist es als Leser nicht frustrierend, die ganzen Medien gegen sich zu haben? Blocher: Das bezog sich nur auf die EU-Frage. Haben Sie im "SonntagsBlick" auch gelesen, dass 27 Prozent der Stimmberechtigten die "Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) wählen würden? Blocher: Ja, diesen Bericht hat mir auch jemand zugeschickt. Aber wissen Sie, ich nehme Meinungsumfragen nicht so ernst. Auch die positiven nicht. Zudem will ich aus der Auns keine Partei machen. Sie ist vielmehr eine Vereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hat, sich für die Unabhängigkeit, Neutraliät, Selbstbestimmung und die direkte Demokratie in diesem Land einzusetzen. Also all das, was im Moment massiv gefährdet ist durch den Bundesrat und das Parlament. Vor allem unsere Unabhängigkeit stand in diesem Jahrhundert noch nie so auf dem Spiel - und zwar von innen her. Deshalb braucht es eine überparteiliche Organisation, die sich für die Unabhängigkeit stark macht. Auch wenn die NZZ die Auns als "Blochers Privatarmee" verhöhnt! Blocher: Das stört mich nicht, denn die NZZ ist nicht "meine" Zeitung. Im innenpolitischen und kantonalzürcherischen Teil ist sie vielmehr ein provinzielles, freisinniges Hoforgan. Herr Blocher, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. * * * Blocher zu Stichworten Martin Ebner? Ein ganz hervorragender Bankier. Albrecht Rychen? Berner Nationalrat. SP-Armeehalbierungs-Initiative? Nicht verantwortbar. Neuer Anlauf für UNO-Beitritt? Ist auch das zweite Mal falsch. Pascal Couchepin? Wird leider Bundesrat. Zauberformel? Ich bin gegen ihre Aufrechterhaltung. Kapitalgewinnsteuer? Bringt nichts, aber schadet viel, weil damit viele gute Steuerzahler abwandern Ueli Maurer? Schweizerischer SVP-Parteipräsident. Und ein guter! Euro? Für die Schweiz keine Lösung. Gibt eine schlechte Währung. Schweizer Fernsehen? Empfange ich nicht Persönlicher Luxus? (überlegt) Was soll ich da sagen? (überlegt weiter) Ich bin Sammler von Albert-Anker- und Ferdinand- Hodler-Bildern. Es wäre ein grosser Luxus gewesen, wenn sie ihren Wert verlieren würden. Nächste Ferien? Ich weiss selbst noch nicht, wann die kommen. Wahrscheinlich ein paar Tage im nächsten Sommer. Geplant ist eine dreitägige Bergtour aufs Finsteraarhorn. * * * Sechs provokative Behauptungen an Christoph Blocher 1. Herr Blocher, Sie sind der grösste Verhinderungspolitiker, den die Schweiz je hervorgebracht hat! Stimmt. Es gab wohl nicht viele, die mehr Unsinn verhindert haben als ich. 2. Sie vermissen Peter Bodenmann in Bern, weil es sich mit ihm so schön streiten liess! Das ist nicht einmal falsch. Ich habe gerne originelle Leute. Und bei Bodenmann weiss man wenigstens, woran man ist. 3. In zehn Jahren ist die Auns doch eine politische Partei, und Sie sind längst aus der SVP ausgetreten! Solange ich Präsident bin, wird die Auns keine Partei. Ich werde auch nicht aus der SVP austreten, solange sie weiterhin eine gute Politik macht. Falls dies aber nicht mehr der Fall sein sollte, werde ich in der Tat eine eigene Partei gründen. 4. Als einer der reichsten Schweizer kennen Sie die Alltagssorgen des "kleinen Mannes" gar nicht mehr! Ich verkehre noch jeden Tag mit den sogenannt kleinen Leuten. Schliesslich habe ich auch so angefangen. 5. Sie leben mit der Berner SVP auf Kriegsfuss! Nein. Und schon gar nicht mit der Basis. Bei den Exponenten hätte ich aber tatsächlich Freude, wenn sie etwas konsequenter auftreten würden. Denn das Wohl des Landes muss immer vor persönlichen Rücksichtnahmen stehen. 6. Es ist unanständig, mit ein paar Verwaltungsratssitzungen einer einzigen Bank sieben Millionen Franken im Jahr zu verdienen! Das wäre wirklich unanständig. Dann stimmt die entsprechende Meldung in der "SonntagsZeitung also nicht? Nein, die stimmt nicht. Ich weiss schon, woher diese Zahl kommt. Aber es handelt sich dabei nicht um ein Honorar als Verwaltungsrat, sondern um eine Gewinnbeteiligung bei der Pharma Vision. Zuerst mussten aber auch über 100 Millionen investiert werden.

07.03.1998

«Ich bilde mir nie ein, dass ich etwas gut mache»

Christoph Blocher über Neutralität, die bilateralen Verhandlungen, Asylpolitik, Solidarität und Unternehmertum Interview mit den Schaffhauser Nachrichten (7. März 1998) Ein Interview von Norbert Neininger, Chefredaktor Herr Blocher, aus aktuellem Anlass gefragt: Sind Sie mit dem Ausgang der Wahlen in Zürich zufrieden? Christoph Blocher: Ja, sehr... ...weil Sie jetzt, nachdem Monika Weber in den Stadtrat wechselt, mit Hans Hofmann den Ständeratssitz erobern können? Blocher: Nein, ich bin zufrieden, weil das Ergebnis so eindeutig ausgefallen ist. Wie können Sie mit einer derartigen Pleite für die Bürgerlichen zufrieden sein, Ihre Partei, die SVP, ist ja überhaupt nicht im Stadtrat vertreten? Blocher: Auch darüber bin ich froh. Jetzt können wir eine klare Oppositionspolitik betreiben und müssen die rot-grüne Regierung nicht mittragen. Aber Sie haben doch Ihr Ziel weit verfehlt... Blocher: Das Ziel war, eine bürgerliche Mehrheit zu erreichen. Nachdem dieses verfehlt ist, sind wir froh, nicht in eine rot-grüne Mehrheit eingebunden zu sein, das hätte uns in der Regierung ebenso behindert wie in der Opposition. Warum haben Sie denn die bürgerliche Wende nicht geschafft? Blocher: Die Freisinnigen waren bisher ein Teil dieser rot-grünen Regierung und haben deren Politik mitgetragen. Anfänglich haben sie SVP-Kandidaten abgelehnt, dann nur halbherzig unterstützt. Und schliesslich spät - zu spät - den Kurs gewechselt. Das ist jetzt gerade der FDP schlecht bekommen. Ein solches Wechselspiel honorieren die Bürger nicht mehr. Wie soll's nun weitergehen in Zürich? Blocher: Zürich ist eine rote Stadt, wir werden die Folgen zu tragen haben, der Exodus wird weitergehen. Schade! Das tönt resigniert, und solche Töne ist man von Ihnen nicht gewohnt. Blocher: Nun, es gibt einen Hoffnungsschimmer: Die Sozialdemokraten haben ja plötzlich begonnen, bürgerliche Positionen zu verkünden, geben sich wirtschaftsfreundlich, fordern sogar Steuervergünstigungen. Wenn sie diesen Kurs fahren und dem Beispiel Blairs folgen, dann kann es ja besser herauskommen. Wenn die Sozialdemokraten bürgerlich werden, dann macht es ja auch nichts, wenn sie Wahlen gewinnen. Herr Blocher, dieser Tage erschien der sogenannte Brunner-Bericht, ein Papier, das von einer Kommission erarbeitet wurde, der auch Sie angehört haben. Im Vorwort dieses Berichts heisst es unter anderem: "Die Kommission begrüsst, dass der Bundesrat den Beitritt zur Europäischen Union zum strategischen Ziel erklärt... hat." Es musste doch allen klar sein, dass Sie das nicht unterzeichnen würden... Blocher: Habe ich ja auch nicht. Wie Sie wissen, stehe ich unter Schweigepflicht und darf während zehn Jahren keine Einzelheiten über unsere Kommissionsarbeit ausplaudern. Sie müssen also Herrn Ogi fragen, ob er mich von dieser Schweigepflicht entbindet, dann kann ich Ihnen sagen, wie solche Dinge in diesen Bericht gekommen sind, die ja in keinerlei Zusammenhang mit Sicherheitsfragen stehen. Wären Sie denn mit dem Rest einverstanden gewesen? Blocher: Natürlich ist nicht alles falsch, was in diesem Bericht steht. Sehen Sie, diese Kommission darf man nicht so wichtig nehmen. Die hat Bundesrat Ogi so zusammengesetzt, dass sie am Schluss für einen EU-Beitritt und eine Annäherung an die Nato sein musste und ein bewaffnetes Korps für Auslandeinsätze forderte. Die Meinungen standen von Anfang an fest. Warum sind Sie denn in diese Kommission gebeten worden? Blocher: Ich nehme an, man wollte mich einbinden. Einen EU-Beitritt, einen Nato-Beitritt, die Aufweichung unserer Neutralität werde ich nicht zulassen und entsprechende Vorlagen bekämpfen. Wo sehen Sie denn die Neutralität gefährdet? Ein Nato-Beitritt wird ja nicht angeregt... Blocher: ...nein, dieser Frage ist man ausgewichen. Aber man nähert sich über die Partnerschaft für den Frieden immer mehr der Nato. Ich wollte, dass die Kommission eindeutig für unsere bewaffnete Neutralität Stellung nimmt, dies hat man abgelehnt. Man weiss ja inzwischen, wie die Classe politique vorgeht: Alle Fragen sollen mit einem EU-Beitritt gelöst werden von der Sicherheitspolitik über die Staats- und Finanz- bis zur Asylpolitik. Man will das Schweizervolk in die EU zwingen und die Neutralität verlassen. Und nun sind Sie einmal mehr der Neinsager, der als einziger gegen den Bericht gestimmt hat... Blocher: Ja, man hatte wohl angenommen, dass ich mich den Kopfnickern anschliesse; es gibt ja in solchen Fällen gruppendynamische Prozesse, in die man eingebunden wird. "Der wird ja wohl nicht den Mut haben, als einziger nein zu sagen" - das war wohl die Hoffnung. Zuzustimmen ist immer einfach. Man muss dann nie argumentieren, denn andere Wölfe heulen für einen! Wie gefährden denn die Thesen und Anregungen des Brunner-Berichtes die Neutralität? Spricht das Mitmachen bei der Partnerschaft für den Frieden gegen unsere Neutralität? Blocher: Die Mitgliedschaft in der Partnerschaft für den Frieden wird zu einem Konflikt mit unserer Neutralität führen. Was ist denn heute die Nato: Im Kalten Krieg verteidigte sie Westeuropa gegen den Warschauer Pakt. Inzwischen hat sich die Nato völlig gewandelt. Zum einen ist die Nato ohne die USA undenkbar, sie würde auseinander brechen. Zum andern müssen nun die Amerikaner - nachdem der Warschauer Pakt verschwunden ist - der Nato eine neue Funktion geben. Die Nato verteidigt nicht mehr ein Gebiet, sie verteidigt Interessen. Und das sind natürlich amerikanische Interessen. Es geht ja gar nicht um die Nato, sondern um die lockere Partnerschaft für den Frieden... Blocher: Diese wurde geschaffen, um auch die neutralen und nichtbeitrittswilligen Staaten einzubinden. Und das geschieht auf subtile Art und Weise: Man macht gemeinsame Truppenübungen, entwickelt eine gemeinsame Kampfdoktrin, hat gemeinsame Waffensysteme und übt in Manövern gemeinsam. Interoperabilität ist das Zauberwort. Das ist gefährlich. Warum? Blocher: Weil durch die Gleichschaltung und neue Abhängigkeit ein Einbinden faktisch zwingend wird, was dann zur Parteilichkeit führt. Die USA sind ja als einzige Weltmacht übrig geblieben, weil andere Mächte zu schwach sind. Das wird sich aber wieder ändern: Russland, China, Indien, die arabischen Staaten und auch Frankreich werden sich die Vorherrschaft der USA nicht länger gefallen lassen. Beim Irak-Konflikt haben wir ja leider bereits wieder das alte Kräftespiel: Auf der einen Seite spannen Russland, China und Frankreich zusammen, und auf der anderen Seite stehen die USA und England mit den lavierenden Deutschen. In diesen Konflikt wird die Schweiz früher oder später hineingezogen werden. Warum, Herr Blocher, halten Sie denn die Schweizer Neutralität so hoch? Blocher: Das ist eine wichtige Sicherheitsmaxime für den Kleinstaat Schweiz. Es geht um die Sicherheit unseres Landes! Zum anderen hätte die Schweiz als streng neutraler Staat wir wären ja bald die einzigen - völlig neue Aufgaben in dieser Welt. Stattdessen will der Bundesrat nun mit bewaffneten Truppen im Ausland operieren. Sie sprechen das vorgeschlagene Solidaritätskorps an... Blocher: Ja. Herr Ogi übergeht in Begeisterung die Risiken und Komplikationen, die mit einem solchen Vorhaben verbunden sind. Das ist doch eine Blauhelmauflage Nummer zwei, und damit wird der Volkswille missachtet. Es ist ja wohl unbestritten, dass sich Soldaten auch auf Friedensmissionen bewaffnen müssen, oder? Blocher: Wer sagt denn, dass wir überhaupt solche Einsätze begleiten sollen? Man muss doch auch beim internationalen Engagement Schwergewichte bilden. Ein Kleinstaat kann halt einfach nicht das gleiche tun wie eine Grossmacht. Wenn wir die deutschen Verbände und ihre Ausrüstung für solche Truppen ansehen - da geht es ja bis zu Flugzeugen -, dann müssen wir doch einsehen, dass dies für uns nicht drin liegt. Wir haben andere und ebenso wichtige Einsatzmöglichkeiten, wenn wir unsere bewaffnete Neutralität auch in Friedenszeiten strengstens wahren. Was können wir denn im Rahmen der von Ihnen beschworenen Neutralität überhaupt tun? Blocher: Wir können das Katastrophenhilfskorps ausbauen und uns noch stärker im Rahmen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz engagieren. Diese beiden Organisationen sind untrennbar mit der Neutralität verbunden. Mit bewaffneten Truppen werden wir in die Kampfhandlungen einbezogen. Es handelt sich ja nur um leichte Waffen zum persönlichen Schutz... Blocher: Was heisst denn da schon "leichte Waffen"? Wenn Soldaten nur eine Pistole tragen und mit Maschinengewehren angegriffen werden, brauchen sie mindestens Maschinengewehre. Hat der andere Panzer, brauchen wir auch Panzer, kommen Flugzeuge, brauchen wir auch Flugzeuge: Im Krieg zählt die bessere Waffe! Sie sind also, wieder einmal, dagegen? Blocher: Ich bin für die Sicherheit der Schweiz. Das Konzept des Solidaritätskorps gründet auf einer geradezu romantischen Vorstellung vom Krieg. Die Zeit der vielen kleinen Interventionen ist vorbei, das haben auch die Amerikaner längst erkannt. Zurück zur Neutralität, die ja vom Bundesrat, wie es auch im Bericht Brunner heisst, längst "flexibel" gehandhabt wird. Kann man, darf man sich denn nie wandeln? Blocher: Ein Grundsatz, eine Staatsmaxime muss glaubwürdig sein. Die Kommission hat es deutlich abgelehnt, zu dieser Maxime zu stehen. Aber man will die Neutralität doch nicht preisgeben? Blocher: Man getraut sich nicht, dies offen auszusprechen, aber man tut es. Wenn wir im Konfliktfall neutral sein wollen, müssen wir auch jetzt neutral sein, sonst erreichen wir den Status der opportunistischen Neutralität - und genau das haben wir jetzt. Einmal sind wir neutral, ein andermal sind wir Partei. Werden wir konkret: Sie haben die Abgabe von Atropinspritzen an Israel als Verletzung der Neutralität angeprangert, obwohl diese Spritzen doch nur dazu dienen, die Zivilbevölkerung vor Giftgasangriffen durch den Aggressor Irak zu schützen... Blocher: Das ist ein gutes Beispiel. Ich hätte doch nichts dagegen, wenn man dem Staat Israel Atropinspritzen oder Gasmasken verkauft. Aber schenken als Staat? Das ist doch eine eindeutige Parteinahme für Israel und gegen den Irak. Es geht um Hilfe für die Bevölkerung... Blocher: Aber wenn es um die Humanität geht, müssten Sie ja das gleiche auch für das irakische Volk tun. Was machen wir denn, wenn der Irak das von uns auch fordert und die Amerikaner dagegen sind? Israel ist mit der Schweiz befreundet, was man ja vom Irak nicht behaupten kann... Blocher: Gilt Humanität nur für befreundete Staaten? Zudem: Dieser befreundete Staat operierte zur gleichen Zeit in der Schweiz, um Telefone abzuhören. Das wundert mich allerdings nicht, solche Dinge geschehen auch unter befreundeten Staaten. Man darf doch nicht so naiv sein. Neutral also auch dort, wo Recht und Unrecht klar zu unterscheiden sind? Blocher: Ich formuliere es mit Spitteler noch klarer, der sagte: "Kann man denn angesichts des Unrechts eines Aggressors überhaupt so gleichgültig sein und diesem Geschehen gegenüber neutral sein?" Konnte man, durfte man, Herr Blocher, gegenüber Hitler neutral sein? Blocher: Die Amerikaner waren es anfänglich, nach dem Krieg meinten sie, die Schweiz hätte es nicht sein dürfen; und wer nicht gegen Hitler sei, sei für ihn. Sehen Sie, unsere Neutralität ist eine äusserst anspruchsvolle Maxime, es ist unbequem, neutral zu sein. Schliesslich sind wir als Individuen nicht neutral, selbstverständlich waren wir gegen Hitler, natürlich sind wir, bin ich gegen Saddam Hussein. Aber unser Staat muss neutral sein - um der Sicherheit willen. Die Schweiz hatte während des Zweiten Weltkrieges dafür zu sorgen, dass unser Land unversehrt blieb und nicht in den Krieg hineingezogen wurde. Darum mussten wir neutral bleiben, es wäre anders nicht gegangen. Also waren wir doch Egoisten... Blocher: Jedes Land hat zuerst für die eigene Sicherheit zu sorgen. Auch während des Zweiten Weltkrieges hat jedes Land die eigenen Interessen gewahrt; auch die USA traten erst in den Krieg ein, nachdem die Japaner Pearl Harbour angegriffen hatten. Nach einem Angriff hätten auch wir die Neutralität aufgegeben, das ist keine Frage. Egoisten sind nicht besonders beliebt... Blocher: Es ist die Aufgabe des Staates, seine Interessen zu wahren. Aber wir könnten mit der Neutralität für die Welt nützlich sein. Denken Sie an den Irak-Konflikt: In solchen Momenten sind doch Vermittler gefragt, und nur Neutrale - streng Neutrale - können Vermittler sein. Ihr Widerstand kommt zu spät: Wir sind in der Partnerschaft für den Frieden und verdoppeln dort die Anstrengungen, wir haben der Nato im Irak-Krieg Überflugbewilligungen erteilt, das bewaffnete Solidaritätskorps wird kommen... Blocher: Einzelne Fehltritte der Regierung schaden zwar, setzen aber Staatsmaximen nicht ausser Kraft. Das Schweizervolk wird diesen bewaffneten Truppen nicht zustimmen. Auch nicht dem EU-Beitritt, auch nicht dem Nato-Beitritt. Hier braucht es Gesetzesänderungen und damit das Volk. Der Bundesrat und das Parlament können die Neutralität zwar aufweichen, aber allmächtig sind sie nicht. Es bleibt dabei: Die Annäherung an die Nato geht munter weiter Blocher: Wer solche Dinge plant, der hat zu viele Mittel zur Verfügung. Man ist wohl gezwungen, gegen Militärkredite zu stimmen... Christoph Blocher im Lager der Linken? Blocher: Ja, man wird dann wohl mit der Linken stimmen, auch wenn deren Motive andere sind als meine. Das ist eine bewährte Methode aus der Wirtschaft: Wenn die Manager Dummheiten machen, gibt man ihnen weniger Mittel, schliesst man den Geldhahn. Sie haben ein eigenes strategisches Papier angekündigt, einen Bericht Blocher sozusagen. Wann wird er erscheinen? Blocher: Ich hoffe bis Ende des Monats. Herr Blocher, der Bundesrat und die Europäische Union sind am Verhandeln; diese bilateralen Verhandlungen verlaufen schwerfällig und über allem schwebt Ihre Drohung, ein Referendum zu lancieren, wenn Ihnen das Ergebnis nicht gefällt. Wann ist Ihre Schmerzgrenze erreicht? Blocher: Sicher ist es für gewisse Wirtschaftszweige in unserem Land wichtig und gut, wenn diese bilateralen Verhandlungen abgeschlossen werden können. Aber wir brauchen diese Verhandlungen nicht um jeden Preis. Sie sind nicht entscheidend für unser Land, die Wirtschaft hat sich längst mit den Gegebenheiten arrangiert. Wirtschaftsführer und Politiker sehen das anders... Blocher: Da wird vieles dramatisiert und übertrieben. Die bilateralen Verhandlungen sind in den Kerngebieten Strassenverkehr und freier Personenverkehr doch im Interesse der EU und nicht etwa in unserem Interesse. Wir müssen fest bleiben und dürfen keineswegs alles akzeptieren. Konkreter... Blocher: Wir dürfen den freien Personenverkehr nicht übernehmen. Nun verlangt ja die EU, dass ein Zugereister, der nach drei Monaten die Stelle verliert, während zweier Jahre Arbeitslosenunterstützung beziehen kann. Das wird viele anlocken und gibt grosse Probleme mit Milliardenbelastungen. Wenn der freie Personenverkehr nach EU-Vorbild kommen sollte, werden wir das Referendum ergreifen. Beim Strassenverkehr dürfen wir keine Regelung unterschreiben, die der EU ermöglichen wird, den gesamten Schwerverkehr durch die Schweiz zu schleusen. 320 Franken Transitgebühr sind also zuwenig... Blocher: Da wird sicher keiner auf den Zug wechseln, und als Folge wird die Neat überflüssig. Wir hätten es ganz einfach bei der heutigen Regelung mit der 28-Tonnen-Begrenzung belassen sollen. Ich bin überzeugt, die EU hätte mitgemacht. Wäre es denn nicht gescheiter gewesen, den EWR-Vertrag zu unterschreiben, als sich jetzt in bilateralen Verhandlungen schlechte Resultate aufzwingen zu lassen? Blocher: Wenn wir im EWR wären, dann hätten wir den freien Personenverkehr und den freien Transitverkehr. Der Bundesrat verhandelt falsch, lässt sich unter Termindruck setzen und nimmt diese bilateralen Verhandlungen viel zu wichtig. Verhandlungen brauchen Nerven. Der Druck kommt, will man den Umfragen Glauben schenken, aus der Stimmung im Volk, das sich offenbar der EU annähern will... Blocher: Ach, das kennt man schon. Vor der EWR-Abstimmung waren angeblich auch 70 Prozent dafür. Wissen Sie, ich traue keiner Umfrage, ausser ich hätte sie selbst gefälscht. Wenn der Bundesrat sich seiner Sache so sicher ist, dann soll er doch über einen EU-Beitritt abstimmen lassen. Warum denn nicht gleich, noch dieses Jahr? Eine solche Vorlage hätte keinerlei Chance. Sind Sie da ganz sicher? Blocher: Glauben Sie denn, dass der Schweizer ja sagt zu 15 Mehrwertsteuer-Prozenten? Dass der Schweizer fünf bis sieben Milliarden an die EU bezahlen will? Dass er den Schweizer Franken aufgeben will? Das würde doch eine Abwertung des Frankens bedeuten. Dann käme der freie Personenverkehr, die direkte Demokratie würde eingeschränkt. 2 bis 3 Prozent höhere Hypothekarzinsen, das heisst 30 Prozent höhere Mietzinse! Nein, das will der Schweizer nicht. Noch einmal: Ich wäre wirklich froh, wenn diese EU-Abstimmung endlich käme, dann wären alle Zweifel beseitigt. Die Asylpolitik scheint in einer Sackgasse, die Fremdenfeindlichkeit nimmt als Folge zu. Ist das ein Thema für Ihre Partei? Blocher: Natürlich. Ich bedaure, dass unsere Volksinitiative gegen die illegale Einwanderung abgelehnt worden ist. Sie wurde abgelehnt, weil Bundesrat und Parlamentsmehrheit behaupteten, man habe nun alles im Griff. In Tat und Wahrheit sind die Verhältnisse aber unhaltbar. Wir werden eine Neuauflage einer Initiative prüfen, und es wird wieder darum gehen, dass man auf Asylgesuche von illegalen Einwanderern nicht mehr eintritt. Das macht übrigens inzwischen auch Italien. Sie haben die Volkswahl des Bundesrates angeregt, und böse Zungen behaupten, sie wollten auf diesem Weg Bundesrat werden... Blocher: Auch das noch! Wenn das Volk den Bundesrat wählen könnte, hätte das abgekartete Spiel der Classe politique endlich ein Ende. In den grossen Fragen wie Neutralität, EU-Beitritt oder Asylpolitik haben wir heute eine Kluft zwischen dem Volk und dem Parlament. Wäre der Bundesrat dem Volk gegenüber verantwortlich, würde diese Kluft geschlossen. Aber ob dieser Vorschlag, der ja nicht neu ist, eine Chance hat, wird man dann sehen. Bis auf weiteres wählt die Bundesversammlung den Bundesrat, so auch nächste Woche. Für wen sind Sie eigentlich? Blocher: Gewählt wird Herr Couchepin, aber mein Interesse für diese Wahl ist eher gering. Es ändert sich ja ohnehin nichts. Ich beobachte seit 1979, dass die Köpfe zwar ändern, die Politik aber immer die gleiche bleibt. Sehen Sie, ein EU-Gegner kann nie und nimmer Bundesrat werden - auch wenn die Volksmehrheit seiner Meinung wäre! Ihre Sammelaktion für eine Jubiläumsspende hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Diese Spende hätte die Solidaritätsstiftung des Bundesrates konkurrenzieren sollen. Bekämpfen Sie diese immer noch? Blocher: Ja. Das Gold der Nationalbank, und das soll ja für diese Solidaritätsstiftung verwendet werden, gehört dem Schweizervolk. Das ist Volksvermögen, das über Zinszahlungen und andere Leistungen vom Volk geäufnet wurde. Wenn man Vermögen nicht mehr braucht, muss man es doch dem geben, dem es gehört. Man kann doch mit fremdem Geld nicht machen, was man will... ...das haben die Banken ja auch erfahren müssen... Blocher: ...ja, genau. Man könnte nun jedem Schweizer 3000 Franken schenken, man könnte eine Aktiengesellschaft mit 20 Milliarden Kapital gründen und jedem eine Aktie vermachen oder das Geld an den AHV-Fonds überweisen. Das wäre gerecht. Aber man hätte damit keinerlei Not gelindert, weder im In- noch im Ausland... Blocher: Die Solidaritätsstiftung ist doch das Resultat einer Erpressung, das haben doch inzwischen alle gemerkt. Wenn wir diese Stiftung gründen, werden wir jedes Jahr 300 Millionen zahlen und weiter erpresst werden. Überlassen Sie es doch den einzelnen Bürgern, ob sie Gutes tun und Not lindern wollen... Diese Stiftung könnte doch auch indirekt dafür sorgen, dass die Schweiz an Ansehen gewinnt. Das würde doch uns allen nützen... Blocher: Geben Sie dem Volk, was ihm gehört! Dann kann jeder freiwillig in eine Solidaritätsstiftung einzahlen. Freiwillig! Das gibt Respekt! Wo ist denn die persönliche Solidarität der Befürworter dieser Stiftung? Wieviel haben denn die persönlich gespendet? Da kommt nichts, im Gegenteil: Die Sitzungsgelder der Kommissionen von Bremi und Fehr liegen deutlich über den üblichen Ansätzen. Ist das etwa die viel gepriesene Solidarität? Es ist viel Heuchelei im Spiel. Kürzlich haben Sie vor Unternehmern erklärt, eigentlich sei die Arbeitslosen-Versicherung schädlich. Dieser Satz tönt ungeheuerlich... Blocher: Lassen Sie mich das erklären. Zuerst einmal: Die Arbeitslosenversicherung ist ja noch gar nicht so alt... ...es gibt ja auch noch nicht so lange Arbeitslosigkeit... Blocher: ...vielleicht hatten wir deshalb keine Arbeitslosen, weil wir keine Arbeitslosenversicherung hatten. Das ist natürlich überspitzt formuliert, aber es hat einen wahren Kern. So oder so können wir uns diese Art der Arbeitslosenversicherung nicht mehr leisten. Schauen wir doch mal nach Amerika und versuchen, von der Politik Reagans zu lernen. Wir müssen die Eigenverantwortung stärken. Ich bin für eine lange Karenzfrist am Anfang und möchte die Schwelle der Zumutbarkeit senken. Sonst werden wir in fünf Jahren ein Defizit von 20 Milliarden anhäufen. Wollen Sie denn unsere sozialen Errungenschaften abschaffen? Blocher: Nein, ich will sie im Gegenteil retten. Das ist aber nur möglich, wenn wir auf das Prinzip Eigenverantwortung setzen. Sagen Sie das mal einem wegrationalisierten Mann im höheren Alter... Blocher: Auch ihm ist es zu sagen. Wo wirklich Not herrscht, soll die Fürsorge eingreifen, das ist selbstverständlich. Aber wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen wieder für sich selber sorgen und auch Vorsorge treffen. Wer, wie viele der jetzt arbeitslos gewordenen Bankmitarbeiter, 100'000 bis 150'000 Franken und mehr im Jahr verdiente, dem wäre doch zuzumuten gewesen, dass er einen Teil auf die Seite gelegt hätte. Aber man konnte sich ja darauf verlassen, dass man ins soziale Netz fällt, das wir nicht mehr bezahlen können. Die Abschaffung der Arbeitslosenversicherung als SVP-Vision also... Blocher: Nein, das wäre illusionär. Man muss das Problem lösen. Dazu gehört auch die Ausländerproblematik: Nur 2,6 Prozent der Schweizer sind arbeitslos, aber fast elf Prozent aller Ausländer beziehen Arbeitslosenentschädigung. Die wurden von uns als günstige Arbeitskräfte in die Schweiz geholt und sind nun gestrandet... Blocher: Die Ausländerpolitik hat dies zugelassen. Aber auch beim Arbeitgeber schwindet so das Verantwortungsbewusstsein. Er sagt auch: Ich bezahle gleichviel in die Arbeitslosenkasse wie der Arbeitnehmer, warum soll ich mich also weiter kümmern? In den siebziger Jahren, als wir noch keine Arbeitslosenkasse hatten, hat man Leute weniger leicht entlassen als heute. Das mag ja für einen patriarchalisch geführten Betrieb gelten. In Grossbanken scheint man sich aber weniger um das Schicksal der sogenannt Freigestellten zu sorgen... Blocher: Aber auch nur, weil die Netze gespannt sind: die IV, die Arbeitslosenkasse, die Fürsorge. Die Banken sagen sich doch: Wir zahlen das ja alles, also soll es unseren Leuten zugute kommen. Fürchten Sie nicht, dass ein Abbau des Sozialstaates zu einem gewaltigen Linksrutsch führen könnte? Blocher: Nein, das ist weder in den USA noch in Holland geschehen. Ich sage es noch einmal: Wir können uns das alles gar nicht mehr leisten und haben gar keine Wahl. Die USA haben damit die Arbeitslosigkeit gesenkt und die Bundesfinanzen saniert! Wollen Sie denn amerikanische Zustände, wo der Arbeitsnehmer während der ersten zwei Jahre keine Ferien hat und viele Leute zwei Jobs gleichzeitig annehmen müssen, um überleben zu können? Blocher: So weit müssen wir nicht gehen, aber mehr Eigenverantwortung verhindert den Kollaps! Herr Blocher, Sie sind ja nicht nur Politiker, sondern auch Unternehmer, und zwar ein erfolgreicher Unternehmer, der ein äusserst ertragreiches Jahr hinter sich hat. Wie gross war Ihr Reingewinn in der EMS-Chemie? Blocher: Erfreulich hoch, es waren 300 Millionen Franken. Das ist, bei einem Umsatz von etwa einer Milliarde, geradezu unverschämt viel... Blocher: Unverschämt! Nein! Im Gegenteil. Der Gewinn ist für mich der Massstab der Marktstärke. Jeder Unternehmer hat die Aufgabe, einen hohen Gewinn zu erzielen, das ist der Auftrag zum Überleben. Wo setzen Sie denn die Grenze? Blocher: Das im Unternehmen eingesetzte Kapital muss mehr Gewinn bringen als Zins auf der Bank, da das Risiko ja grösser ist. Das gilt an jedem Ort auf der Welt. Ich habe für mich festgelegt, dass die Eigenkapitalrendite über der Verzinsung einer Obligation liegen muss, also bei rund 12 Prozent bei 50 Prozent Eigenkapital. Dabei spielt natürlich auch die Branche eine Rolle, schliesslich sind die Risiken nicht in jeder Branche gleich hoch. Mit 32 Prozent Eigenkapitalrendite liegen Sie ja weit über der von Ihnen gesetzten Marke... Blocher: Zum Glück. In einem Jahr mit so guten Bedingungen muss sie ausserordentlich sein. Es gehört zu den Pflichten eines Unternehmers, dass er auch sein Geld - die flüssigen Mittel - sorgfältig und möglichst renditeträchtig anlegt. Ohne die Finanzgewinne liege ich bei etwa 20 Prozent, und das heisst, dass wir uns gut im Markt behaupten. Ob das in der Zukunft so bleiben kann, wird sich zeigen. Schliesslich müssen wir die Kraft haben, unsere Produkte immer wieder zu erneuern. Wenn wir Fehler machen, ist es schnell vorbei mit unserem Erfolg. Schwer vorzustellen, dass Sie in Schwierigkeiten geraten könnten... Blocher: Sehen Sie, ich habe immer Angst, dass wir Fehler machen, dass etwas passieren könnte. Ich bilde mir auch nie ein, dass ich etwas gut mache. Ich denke höchstens: Glücklicherweise ist das nun so gut gelaufen. Vielleicht ist diese Selbstkritik eine meiner Stärken. Ich halte es auch so in der Politik: Sie werden mich nie an einer Wahlfeier finden, wenn wir gewonnen haben. Ich überlege mir dann meist schon den nächsten Schritt und frage mich: Was müssen wir nun noch tun? Noch einmal: Woher könnten denn Gefahren drohen? Blocher: Beginnen wir beim Primitivsten: Ich habe viele Unternehmer gesehen, die plötzlich Fehler machten, grössenwahnsinnig geworden sind. Ich schildere Ihnen einen konkreten Fall. Ein erfolgreicher Unternehmer. Plötzlich änderte er seine Lebensart. Da wurden eigene Flugzeuge gekauft. Er reiste in der Welt herum, dolce vita, Frauengeschichten, Gelage. Dann fiel die Familie auseinander, die Firma wurde vernachlässigt, falsch investiert. Schliesslich wurde in England unsinnig gebaut, in den USA kaufte er vollkommen überflüssige Tochterunternehmen. Die Grösse und das Prestige wurden zur Richtschnur. Das Ende war der Konkurs - in kurzer Zeit! Das passt ja nun wirklich nicht zu Ihnen... Blocher: "Es ist nichts schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen!" Wer weiss, ob ich nicht auch plötzlich Dummheiten mache... Eher unwahrscheinlich... Blocher: Gut, aber es gibt andere Gefahren. Die können von den Mitarbeitern kommen oder von der Konkurrenz, Unachtsamkeit auch, Falschbeurteilungen. Ein Unternehmen, da muss man sich nichts vormachen, ist schnell heruntergewirtschaftet und der Erfolg nie garantiert. Herr Blocher, herzlichen Dank für das Gespräch.

01.03.1998

Rapport de la Commission d’étude pour les questions stratégiques

Mars 1998 Prise de position concernant le rapport de la Commission d'étude pour les questions stratégiques du Conseiller national Christoph Blocher C'est un fait incontesté: la politique de sécurité d'un pays doit constamment être adaptée aux nouveaux besoins, ce qui signifie qu'elle doit en priorité être axée sur les menaces potentielles changeantes. C'est pourquoi les efforts déployés actuellement pour réformer l'armée doivent être applaudis. Le rapport de la Commission Brunner ne constitue hélas pas une base utilisable pour apporter une réponse à la question de savoir de quelle politique de sécurité la Suisse aura besoin à l'avenir. Les principales raisons de mon rejet sont les suivantes: 1. Le rapport préconise des progrès qui datent d'hier. Le changement stratégique de 1989/90 n'a pas apporté le renouveau attendu, mais il causé un petit intermède de quelques années rempli de beaucoup d'idéalisme, d'espoirs de paix, d'institutions internationales proliférantes et d'un feu de paille de conférences, de chartes et de diplomatie collective. Les promesses ne se sont pas réalisées. En dépit de cette constatation, le rapport en est resté à cette situation. 2. Le monde retombe dans ses vieilles habitudes à savoir la diplomatie basée sur la menace et le recours à la force, les luttes pour le pouvoir, les alliances militaires et les interventions militaires. Le personnel est resté, la rhétorique n'a pas changé, mais la réalité prend une autre direction. 3. Le rapport de la Commission d'étude reste attaché aux idées du début des années 90 et se distingue par un activisme international déguisé en entreprise morale, par un rafistolage, une ingérence dans les affaires d'autrui, une obédience empressée et servile aux grandes et moyennes puissances et une volonté de rattachement. Cela n'apportera pas plus de sécurité à notre pays, bien au contraire. Cette politique comporte de gros risques pour notre liberté, indépendance et démocratie. A bien des égards, on semble également méconnaître l'horreur et l'atrocité de la guerre et vouloir commencer à jouer à la légère avec cette éventualité. 4. Le rapport se distance du principe de la neutralité permanente qui est une maxime suisse importante en matière de politique de sécurité. Les nouvelles chances d'une neutralité armée dans un nouveau rapport de forces sont en revanche ignorées. 5. Au lieu d'envisager le futur et de mettre en évidence un chemin viable pour la sécurité future de la Suisse, on ressort des oubliettes une idée dépassée et rejetée par le peuple, à savoir celle de troupes suisses armées à l'étranger. Pour des raisons de sécurité et de neutralité, il faut rejeter fermement cette revendication d'un "corps de solidarité suisse" - institution d'ailleurs encore plus douteuse que ne l'étaient les casques bleus rejetés comme on sait par le peuple - qui ne peut être réalisé que par une modification de la Constitution et de la loi. 6. La Commission se sert abusivement de ce rapport pour chercher à satisfaire des revendications politiques autres que celles dictées par les besoins de sécurité de notre pays; on cherche notamment une fois de plus à propager des postulats tout à fait étrangers à une politique de sécurité, tels que l'adhésion à l'UE, le Partenariat pour la paix, la coopération avec l'OTAN et d'un corps suisse de solidarité armé. Au cours des mois prochains, nous aurons l'occasion de montrer à quel point la voie indiquée par la Commission de la politique de sécurité est contestable et de préconiser des solutions plus adéquates. Je me permettrai de publier prochainement un rapport détaillé sur ce problème.

01.03.1998

Bericht der Studienkommission für Strategische Fragen

März 1998 von Nationalrat Christoph Blocher Es ist unbestritten: Die Sicherheitspolitik eines Landes hat sich stets neuen Bedürfnissen anzupassen, d.h. die Sicherheitspolitik hat sich in erster Linie auf sich verändernde mögliche Bedrohungen auszurichten. So sind auch die jetzigen Bemühungen, die Armee entsprechend zu reformieren, zu begrüssen. Leider bietet der Bericht der Kommission Brunner für die Beantwortung, welche künftige Sicherheits-Politik die Schweiz braucht, keine brauchbare Grundlage. Die Hauptgründe meiner Ablehnung sind: 1. Der Bericht predigt den Fortschritt von gestern. Der strategische Umbruch von 1989/90 brachte den erwarteten Neubeginn nicht, sondern ein wenige Jahre dauerndes Zwischenspiel mit viel Idealismus, Friedenshoffnungen, wuchernden internationalen Institutionen und ein Strohfeuer von Konferenzen, Charten und Kollektivdiplomatie. Die Versprechen erfüllten sich nicht. Trotzdem ist der Bericht in diesem Zustand stecken geblieben. 2. Die Welt fällt zurück in den alten Tramp der Kanonenbootdiplomatie, der Machtkämpfe, der Militärbündnisse, der militärischen Interventionen. Das Personal ist zwar geblieben, die Rhetorik ist unverändert, aber die Wirklichkeit geht andere Wege. 3. Der Bericht der Studienkommission ist in diesem Gedankengut der unteren 90er Jahre verhaftet geblieben und zeichnet sich aus durch internationalen Aktivismus in moralischem Gewand, Flickwerk, Einmischung in fremde Angelegenheiten, vorauseilendem Gehorsam gegenüber Gross- und Mittelmächten und Anschluss-Drang. Dies bringt für unser Land nicht mehr Sicherheit, sondern im Gegenteil, dies birgt grosse Gefahren für unsere Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie. In vielem scheint man auch die Schrecklichkeit und die Furchtbarkeit des Krieges zu verkennen, so dass man leichtfertig mit ihm zu spielen beginnt. 4. Der Bericht distanziert sich vom Grundsatz der dauernden Neutralität, einer wichtigen schweizerischen sicherheitspolitischen Maxime. Dies bringt erneut grosse sicherheitspolitische Risiken mit sich. Andererseits werden aber gerade die neuen Chancen der bewaffneten Neutralität in einem neuen Kräftefeld nicht erkannt. 5. Statt nach vorne zu blicken und für die künftige Sicherheit der Schweiz einen Weg zu weisen, wird die überholte und vom Volk verworfene Idee von bewaffneten Schweizer Truppen im Ausland aus der Rumpelkammer geholt. Diese nur durch Verfassungs- und Gesetzesänderungen zu realisierende Forderung eines bewaffneten "Schweizer Solidaritätskorps" - übrigens eine noch fragwürdigere Einrichtung als die vom Volk abgelehnten Blauhelme - ist aus sicherheits- und neutralitätspolitischen Gründen entschieden abzulehnen. 6. Der Bericht wird missbraucht, um aus andern als sicherheitspolitischen Gründen politische Forderungen zu erfüllen, so wird insbesondere die Forderung nach dem EU-Beitritt, Partnerschaft für den Frieden, Kooperation mit der NATO, die bewaffnete schweizerische Friedenstruppe im Ausland sicherheitspolitisch vermarktet. Die kommenden Monate werden Gelegenheit geben, die Fragwürdigkeit des von der sicherheitspolitischen Kommission aufgezeigten Weges darzulegen und bessere Wege aufzuzeigen. Ich werde mir erlauben, demnächst einen umfassenden Bericht zu dieser Problematik zu veröffentlichen.

26.02.1998

Le peuple n’est pas plus stupide que le Parlement!

Interview dans L'Hebdo du 26 février 1998 Conseil fédéral: Comment ressusciter une élection? Propos recueillis par Judith Mayencourt Christoph Blocher, qu'est-ce qui ne fonctionne pas dans le mode d'élection au Conseil fédéral?   Christoph Blocher: Notre système fédéral est dénaturé. Il repose sur une clique, formée par le Parlement, les partis politiques et la presse. Des gens qui s'arrangent entre eux, qui vivent en cercle fermé! Le Conseil fédéral n'assume plus ses responsabilités vis-à-vis du peuple, mais vis-à-vis de cette clique. Il est en décalage avec les aspirations du peuple.   Pourquoi lancer l'idée d'une élection par le peuple précisément maintenant?   Blocher: Nous fêtons le 150e anniversaire de l'Etat fédéral. 1848 marque l'introduction des droits populaires, avec comme seule exception l'élection des gouvernements cantonaux et du Conseil fédéral. Tous les cantons ont aujourd'hui franchi le pas. Il faut faire de même au niveau fédéral.   La Suisse romande et le Tessin risquent d'être cannibalisés. C'est ce que vous cherchez?   Blocher: Je suis conscient du problème. Deux sièges au moins doivent être réservés à la Suisse romande. On pourrait éventuellement garantir un troisième siège à la minorité italophone, c'est à discuter. Une autre clause de sauvegarde que je veux maintenir, c'est la limite cantonale. Il ne faut pas plus d'un élu par canton. Sinon, Zurich, Vaud et Berne risquent de s'octroyer tous les sièges.   Si les deux conseillers fédéraux romands sont élus avec trois fois moins de voix que d'autres candidats alémaniques éliminés, est-ce que cela ne pose pas un problème de légitimité?   Blocher: Au Parlement, certains sont élus avec beaucoup plus de voix que d'autres, et alors? Le cas de figure que vous décrivez se retrouve déjà dans les élections au système proportionnel, et ça ne pose pas de problèmes. Un élu est un élu. Son score est oublié le lendemain de l'élection. Et puis, pourquoi imaginer que les Romands aient moins de voix que les Alémaniques? Ce qui compte dans une élection, c'est surtout la personnalité des candidats et leurs avis politiques.   Vous avez aussi évoqué la possibilité de découper la Suisse en 7 circonscriptions électorales.   Blocher: Ce serait également une façon de garantir les équilibres linguistiques et régionaux. Le parti doit encore y réfléchir. Ce n'est pas mon modèle préféré: je pense que les conseillers fédéraux doivent être élus par l'ensemble du peuple suisse.   Imaginez-vous une élection au coup par coup, lorsqu'il y a une démission, ou alors en bloc?   Blocher: Là aussi, il faut encore en discuter. Une des possibilités serait que lorsqu'un conseiller fédéral se retire, le Parlement élise son successeur. Des élections générales populaires auraient lieu tous les quatre ans. Ce n'est pas non plus ma solution préférée.   Les conseillers fédéraux seront perpétuellement en campagne électorale. Ils risquent de ne prendre que des décisions populaires, voire populistes.   Blocher: L'avantage d'un mandat de 4 ans, c'est qu'il permet de sanctionner un conseiller fédéral qui travaille mal. Vous parlez de populisme, mais qu'est-ce que c'est le populisme? Aujourd'hui déjà, le Parlement a les yeux rivés sur les prochaines élections. Je ne crois pas que le peuple veuille élire des populistes. Le peuple préfère des personnalités qui gouvernent et qui ont des avis clairs. Les arguments que vous mettez en avant, ce sont ceux dont se servent les dictateurs pour se justifier! Ce sont les risques de la démocratie.   L'argent jouera fatalement un rôle énorme dans la campagne électorale. La démocratie ne tombe-t-elle pas aux mains des plus riches?   Blocher: C'est ce qu'on a dit lorsqu'on a introduit le système dans les cantons. Regardez aujourd'hui: ce sont les partis qui luttent pour les élections.   Il faudra donc être présenté par un parti politique? Pas de candidat Blocher, sur une liste de Ems-Chemie?   Blocher: Parce que vous croyez que le peuple suisse veuille élire un candidat de Ems-Chemie? Il ne faut pas se leurrer: au Parlement, les liens entre les partis politiques et l'économie existent déjà. Les candidats ne tombent pas de la lune! On peut imaginer que des associations syndicales ou patronales, que des grands lobbies comme celui de l'environnement présentent des candidats. Jusqu'à présent, on n'a pas trouvé d'organe qui remplace les partis. Mais si c'est le cas, pourquoi pas? Je suis très libéral.   Outre l'argent, les médias auront une influence déterminante. C'est quand même un grand danger.   Blocher: Non, au contraire. Je crois qu'une élection par le peuple relativiserait le poids de la presse. Aujourd'hui, le Parlement et le gouvernement sont tétanisés par ce que disent les journaux et la télévision. Le peuple est beaucoup plus indépendant que vous ne l'imaginez. Souvent il prend des décisions contraires aux mots d'ordre propagés par les journaux.   Le gouvernement sera directement responsable devant le peuple, ce qui affaiblit considérablement le rôle et le poids du Parlement. C'est votre objectif?   Blocher: Le Parlement et le gouvernement ont deux missions distinctes. L'un fait les lois, l'autre les applique, et tous deux seront renforcés par leur propre légitimité populaire. Voyez les Etats-Unis. Là, parlement et gouvernement ont exactement la même force. Tous deux ont un droit de veto. Et cela fonctionne.   Mais ce serait alors une lutte constante entre les deux pouvoirs?   Blocher: Très bien! Les affrontements ne sont pas quelque chose de négatif, s'ils reposent sur des arguments. En Suisse, nous avons justement trop peu de discussions.   Avec les différentes clauses de sauvegarde que vous imaginez, est-ce qu'on ouvre vraiment le jeu?   Blocher: Bien sûr. Regardez l'élection de Pascal Couchepin. Si c'était au peuple de se prononcer, les libéraux pourraient présenter un bon candidat.   Ils peuvent déjà le faire, non?   Blocher: Ils n'auraient aucune chance! Le peuple est beaucoup plus libre que le Parlement dans ses choix. Il n'a pas à tenir compte des éventuels retours de bâton. Le système ne sera jamais idéal, c'est clair, mais ma proposition présente toute une série d'avantages évidents. Dans les cantons, quand un conseiller d'Etat travaille mal, son parti peut lui dire stop. Ou alors, le peuple peut le renvoyer à la maison. Ce n'est jamais le cas à Berne, où le Parlement réélit les conseillers fédéraux aussi longtemps que ceux-ci se représentent!   On le voit depuis quelques semaines, les intéressés ne se pressent pas au portillon du Conseil fédéral. Vous croyez vraiment qu'une élection populaire attirerait plus de candidats?   Blocher: Oh, David de Pury dit qu'il n'est pas intéressé, mais je sais très bien qu'il l'est! C'est une tactique courante chez les politiciens de dire non, alors qu'ils savent que personne ne s'intéresse réellement à eux! Je suis favorable à une clause de contrainte: si quelqu'un est élu, il doit accepter son mandat. Et si vraiment nous ne trouvons plus de candidats pour le Conseil fédéral, alors il faut supprimer la démocratie! C'est la fin de l'Etat! Mais franchement, je ne crois pas qu'on en soit là...