Kleintier 05: Eröffnungsansprache von Bundesrat Christoph Blocher
Eröffnungsansprache von Bundesrat Christoph Blocher vom Freitag, 7. Januar 2005, an der Schweizerischen Kleintierausstellung in Bern
07.01.2005, Bern
Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Kleintierzüchter,
Liebe Freunde der Kleintierzucht,
Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,
Es ist mir eine Ehre, dass ich heute – als Schirmherr dieser Ausstellung der Kleintierzüchter – zu Ihnen sprechen darf.
I Stille Schaffer
Es sind verschiedene Gründe, die mich dazu bewogen haben, als Schirmherr zu amten. Aber besonders hat mir eine Bemerkung gefallen, wie sie mir der Präsident der Entente Européenne, Herr Urs Freiburghaus, in seiner Einladung an mich geschrieben hat: “Die Kleintierzüchter gehören zu den stillen Schaffern in unserem Lande.” “Stille Schaffer” sind Sie also. Mir haben die “stillen Schaffer” schon immer gefallen. Ich weiss: Es sind die “stillen Schaffer”, welche die Schweiz zu Wohlstand gebracht haben und es sind die stillen Schaffer, die unser schönes Land noch heute zusammen halten.
Es war und ist mein Anliegen, wieder mehr Politik zu machen für die “stillen Schaffer”. Für die vielen “lauten Nichtschaffer”, die sich oft in der Medienwelt vordrängen, wird ja schon vieles getan! Weil sie vor allem dafür sorgen, dass sie wahrgenommen werden.
II Freudentag
Darum ist heute ein Freudentag, dass Sie – die 8000 Aussteller – sich und ihre Leistung präsentieren und ihr stilles Schaffen einem grossen Publikum bekannt machen.
Es beweist Sinn für Gemeinsamkeit und ist Zeichen der Stärke, dass sich die vier Fachverbände der Schweizerischen Gesellschaft für Kleintierzucht (SGK) zu einer gemeinsamen Ausstellung entschlossen. Es ist schon imposant, wenn 8000 Ausstellerinnen und Aussteller mit 15’000 Kaninchen, Hühnern, Enten, Gänsen, Tauben und Ziervögeln ihre Zuchterfolge präsentieren. Dies nennt man sinnvolle Freizeitbeschäftigung.
Zahllose interessierte Gäste aus dem In- und Ausland werden nach Bern reisen, um sich auf den neuesten Stand der Züchtungen zu bringen. Diese grosse Schau für kleine Tiere hat mehr Ausstrahlung als die zahlreichen Schauen für “grosse Tiere” aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
III Small is beautiful
“Small is beautiful” heisst ein selbstbewusstes Wort: Die Schönheit steckt im Kleinen. Gerade die Schweiz weiss um die Vorzüge eines Kleinstaates. Sogar die Elefanten der so genannten Elefantenrunde wirken in unserem Lande nach Abstimmungen kleiner als die Elefanten im grossen Afrika.
Weil die Schweiz klein ist, hat sie schon lange die Grösse des Kleinen entdeckt. Und Sie zeigen in diesen Tagen, welche Grösse, welche Schönheit und welche Anmut in so kleinen Lebewesen steckt. Wir sehen: Nicht alles, was vermeintlich gross ist, hat auch Grösse. Nicht alles, was gross ist, ist deswegen schon besser, schöner und intelligenter. Sonst wären die Dinosaurier ja nicht ausgestorben.
IV Artenvielfalt
Ich schätze an Ihrer Arbeit, mit welcher Hingabe Sie zu den Tieren schauen und sich in freundschaftlichem Wettbewerb messen. Sie tun aber auch viel für den Erhalt einzelner, seltener Rassen und Sie sichern damit die Artenvielfalt. So werden etwa auf privater Basis seltene Vogelarten gezüchtet und damit deren Weiterbestand gewährleistet. Sie tun dies alles ohne staatliche Besoldung – ehrenamtlich, als engagierte und fachkundige Bürgerinnen und Bürger. Darum soll an dieser Stelle auch einmal unsere Wertschätzung für Ihre Tätigkeit zum Ausdruck kommen.
Sie bereiten auch Menschen, die keine Züchter sind, in diesen Tagen grosse Freude – jung und alt. Wenn wir heute von “Burgunder” sprechen, meinen wir nicht den Wein, sondern die prachtvolle Kaninchenzüchtung. Daran dürfen Sie Freude haben, auch wenn die Promillegrenze auf der Strasse gesenkt wurde. Und da zu einem guten “Burgunder” auch eine “Havanna-Zigarre” gehört, haben Sie ja auch eine “Havanna-Züchtung”. Diese trägt lange Ohren!
V Schweizerhuhn
Ich habe auch gelernt, dass Sie spezifische, in der Schweiz gezüchtete Tierrassen haben und zwar sowohl bei den Kaninchen als auch bei den Tauben und dem Geflügel. Gestaunt habe ich über eine Hühnerrasse, die schlicht und einfach “Schweizerhuhn” heisst. Das “Schweizerhuhn” ist weiss gefiedert mit rotem Kamm. In der Beschreibung heisst es: “Das Schweizerhuhn ist ein widerstandsfähiges und frohwüchsiges Huhn.” Was könnte man sich bessere Eigenschaften wünschen für ein Schweizerhuhn, als dass es “widerstandsfähig” und “frohwüchsig” ist. Möge dieses Huhn Vorbild für alle Kinder sein!
So kann ich Ihnen nicht nur interessante Begegnungen, Freude und Erfolg wünschen, sondern auch zurufen: Der Dank des Landes ist Ihnen gewiss.
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